Auf vielen Bühnen zuhause
Ein Leben ohne Kunst? Für den Grazer Christoph Steiner undenkbar. Ihn einer bestimmten Sparte zuzuordnen, wäre ungerecht. Man könnte sagen, er ist der junge König Midas der Kultur: Alles, was Steiner anfasst, wird zu Gold bzw. in seinem Fall zu Kunst.
Wenn man Christoph Steiner sieht, denkt man sich sofort, er wäre der perfekte Schauspieler für Kinder. Das dachte sich das Kinder- und Jugendtheater Next Liberty auch, deshalb ist Steiner seit der Spielzeit 2016/17 ein fester Bestandteil des Ensembles. Doch seine künstlerische Karriere beginnt zunächst auf einer anderen Bühne: der Konzertbühne. Schon während der Schulzeit überzeugte er das Publikum mit seiner Gesangsstimme. Und auch während seines Schauspielstudiums, für das er 2012 an die Akademie für Darstellende Kunst nach Ludwigsburg ging, gab er regelmäßig Konzerte mit der Punk-Band „The Yellow Cabs" und der Indie-Pop-Band „The Showbox". Danach wurde er Teil einer Band mit dem für das Massenpublikum vielleicht nicht ganz so einfachen Namen „Nein, Ruhe Und Setz‘ Dich Jetzt Hin". Und 2018 tauchte er aus dem Nichts als „Schlagerstar" Toni Steiner auf und verbuchte mit „Gelati schlecken" einen YouTube-Achtungserfolg.
Emil und der große, böse Wolf
Sein Schauspieldebüt feierte Christoph Steiner anno 2004 - da war er 13 Jahre alt - als einer der Detektive in Erich Kästners „Emil und die Detektive", das vom Grazer Next Liberty auf die Bühne gebracht worden war. 11 Jahre später verkörperte er auf derselben Bühne in einer Musical-Adaption des Stückes die Hauptrolle des Emil. So schließt sich wohl ein Kreis.
2014 war der Schauspieler von Ludwigsburg nach Graz zurückgekehrt und durfte sich über den Ensemblepreis des deutschen Schauspielschultreffens 2015 freuen. 2016 präsentierte er sein Ein-Personen-Stück „WOLF - Ein Stück für Erwachsene in Kinderschuhen" im TaO! Graz, bei dem er alle Rollen vom Rotkäppchen bis zur Großmutter verkörperte. 2018 wurde er nach Washington, DC, eingeladen, um „WOLF" im Rahmen des „Kids Euro Festivals" auf Englisch zu performen. Und dazwischen - 2017 - erhielt er gemeinsam mit dem Schauspielerkollegen Michael Großschädl den österreichischen „STELLA-Darstellender.Kunst.Preis für junges Publikum".
„Kinder haben oft den ersten Kontakt mit dem Theater in einer unserer Vorstellungen", sagt Steiner über seinen Beruf. „Ich sehe das als große Verantwortung, weil wir quasi den Maßstab setzen, was die Kinder als gutes Theater empfinden. Das ist auch sehr prägend für sie. Dass dieses Theatererlebnis ein besonders schönes, berührendes und nachdenkliches ist, ist ein Anspruch, den ich mir selber stelle."
Mittlerweile spielt der Grazer nicht nur für Kinder, sondern hat selber zwei Kinder, die vermutlich sehr stolz auf ihn sind. Immerhin hat nicht jeder Peter Pan, Rotkäppchen, den bösen Wolf und Emil als Vater.
P-P-P-Poetry Slam
Zwei Bühnen reichen Christoph Steiner jedoch nicht, weshalb er auch die Poetry-Slam-Bühne im Sturm erobert hat. Und auch auf dieser Bühne ließen die Auszeichnungen nicht lange auf sich warten: Nachdem er 2015 „nur" Vizemeister geworden war, darf er sich seit 2016 österreichischer Poetry-Slam-Meister nennen. Eine Zeit lang war er auch ein Teil der ersten Grazer Lesebühne „Gewalt ist keine Lesung". Seine jüngste „Umtriebigkeit" mündete in die Gründung des „Slam Kollektivs Graz" gemeinsam mit seinen ausgezeichneten Slammerkollegen Yannick Steinkellner und Agnes Maier. Neben dem „Dead or Alive"-Slam im Next Liberty bringen sie den „Best of Slam" ins Schauspielhaus und den Open-Air-„Etepetete"-Slam nach Graz.
Ich bin schon gespannt, was Christoph Steiner als Nächstes aus dem Ärmel schüttelt, was er aus dem Hut zaubert, aus dem Boden stampft ... Ok, ich höre schon auf. Aber jetzt heißt es erstmal „Vorhang zu". Wir sehen uns bei der nächsten Vorstellung.
Nico Lang*
Stand: Juli 2020
*Autor Nico Lang ist Student an der FH Joanneum, Studiengang "Journalismus und PR".