Künstlerisches Schaffen im Kontext kultureller Vielfalt
Georg Köhlers künstlerisches Engagement mit einem Wort zu beschreiben, entpuppt sich auch nach mehrmaligem Versuch als unmöglich. Das Œuvre des promovierten Ethnologen reicht von gemalten Bildern über Installationen bis hin zu aktionistischen Kunstprojekten. Die Berufung zum Kulturbeauftragten der Stadt Weiz hat die kulturelle Betätigung des Steirers seit Anfang der 1990er Jahre noch beträchtlich verstärkt.
Erste Schritte auf einem langen Weg
Schon während seiner Studien der Ethnologie und Linguistik begann Georg Köhler, Jahrgang 1957, mit unterschiedlichen Formen des künstlerischen Ausdrucks zu experimentieren. Begleitet von einem großen Interesse für die Projekte des österreichischen Aktionisten Günther Brus, verfasste Köhler Texte, malte Bilder, widmete sich eigenen Interpretationen von Aktionskunst und fertigte plastische Arbeiten an. 1990 wurde Köhler zum Kulturbeauftragten der Stadt Weiz berufen. Eine Entwicklung, die den kreativen Schaffensprozess des Künstlers und Kulturorganisators zusätzlich bereicherte. Im Zuge seiner ausgesprochen engagierten Tätigkeit als Leiter und Initiator unterschiedlichster kultureller Veranstaltungen im Raum Weiz - aber auch über die Grenzen Österreichs hinaus - wurde er als Künstler immer wieder zur Mitgestaltung von Ausstellungen und Projekten eingeladen.
Die Magie der dritten Dimension
Im Laufe seiner schöpferischen Entwicklung haben sich bei Köhler Vorlieben für Installationen und Projekte im öffentlichen Raum herauskristallisiert. „Dreidimensionalität ist einfach spannender!", erklärt der Weizer, warum er sich von der Malerei abgewendet hat. Ein gutes Beispiel für die gehaltvolle künstlerische Auseinandersetzung Köhlers mit dem Thema Mensch und Natur ist sein Projekt „Reanimation", das die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen und die Absurdität verzweifelter Wiederbelebungsversuche der Natur verdeutlicht: Ausgestopfte Greifvögel wurden mittels eingebauter Motoren künstlich in Bewegung versetzt und eine Handvoll ausgestopfter Waldtiere mit Infusionen versehen. Die Präsentation der leblosen Tiergestalten erfolgte nicht nur in Ausstellungsräumen, sondern auch in der Natur. Mit dem Hinweis auf die Unwiederbringlichkeit zerstörter Lebensräume von Tieren und Pflanzen wurden die Betrachter direkt zu einer Veränderung dieses untragbaren Zustands aufgerufen.
Künstlerische Inter-Aktionen!
Als Kulturbeauftragter der Stadt Weiz steht Georg Köhler im regen Austausch mit Künstlern unterschiedlichster Genres und Lebenswelten. So ist 1998 die Idee für das Projekt „Der Glühapfel" im Zuge der kreativen Auseinandersetzung mit Kollegen entstanden. Die Ausgestaltung der großflächig angelegten Installation erfolgte in Zusammenarbeit mit Köhlers langjährigem Freund Günther Brus, der sich selbst einmal als „Bilddichter" bezeichnete. Brus gestaltete Bilder und schrieb Texte, die sich thematisch auf die Region Weiz und ihre Bedeutung als „Apfelland" bezogen. Unter dem Titel „Der Glühapfel" wurden seine „Lichbilddichtungen" mit einem riesigen Projektor auf ein 100 x 150 Meter großes, verschneites Feld in Klamm bei Weiz projiziert. Georg Köhler lieferte dabei nicht nur die Idee für dieses außergewöhnliche Projekt, sondern war auch für die technische Umsetzung verantwortlich.
Ein Blick in den Spiegel
„Gute Sachen kann man nur produzieren, wenn sie von Innen heraus kommen", meint Köhler und nennt damit indirekt den Grund für seinen Erfolg. Seine Arbeiten versteht der Steirer als kreative Momentaufnahmen. Im Augenblick ihrer Erschaffung verliert sich für ihn gleichzeitig der Wunsch, daran festzuhalten und deren Beständigkeit zu erzwingen. Georg Köhler ist ein Mensch der Vielfalt. Seine Offenheit gegenüber allen Formen der Kunst und sein Gespür für die Themen der Zeit sind unter anderem Gründe dafür, dass der Steirer nicht nur als Kulturbeauftragter und Künstler, sondern auch als Mensch beeindruckt.
Barbara Jernej
Stand: Juni 2014
Dieser Text ist in Kooperation mit der KSG in der Ausgabe 121 (Juni 2014) der Grazer Kulturzeitschrift „80" erschienen