Sacher-Masochs Gitarrensöhne
Mit professioneller DIY-Ethik erarbeitet sich der Grazer „Sado Maso Guitar Club“ internationales Format. Sein Debütalbum erscheint im Mai 2010.
2009 konnte beim styrian stylez-Festival, dem alljährlichen Podium der heimischen Popszene, vor allem eine Band überzeugen: The Sado Maso Guitar Club. Das hatte jedoch weniger mit der Faszination der Musiker an „Lust oder Befriedigung durch das Zufügen oder Erleben von Schmerz" (soweit die Definition des Sado-Masochismus) zu tun als mit musikalischem Können und mit der Energie ihrer Live-Darbietung. The Sado Maso Guitar Club vermittelt kompromissloses Lebensgefühl. Abseits jeglicher Anbiederung avancieren die fünf jungen Steirer damit langsam zum Aushängeschild einer neuen Generation Grazer Gitarren-Musik. Die Mitglieder des Gitarren-Clubs sind keine Unbekannten: Matthias Dominikus Krejan (Vocals, Guitar) und Christoph E. Mandl (Bass) sind mit den Incredible Staggers bereits seit Jahren die 60ies-Garage-Trash-Rock'n'Roll-Botschafter Österreichs. Unterstützt werden sie von Felix „The Animal" Krüger am Schlagzeug, ehemals Drummer der legendären Grazer Noise-Hardcore-Band Sick of Silence sowie dem Nachfolgeprojekt Once Tasted Life. Komplementiert wird die Band von Dominik Philipp Krejan (Organ, Backing Vocals), dem jüngeren Bruder des Bandleaders, sowie vom Ausnahmegitarristen Daniel Staber.
„Nach monströsen Touren, tausenden Konzerten und beinahe sieben Jahren Party mit meinen Bands The Staggers und The Knights of Good Taste war ich müde", schreibt Matthias Krejan auf der MySpace-Seite der Band. „Ausgelaugt legte ich mich zu Schlafe. Nach drei im Bett verbrachten Wochen durchblitzte es mein Gehirn, und ich wusste, was zu tun war. Ich rief die einzigen und richtigen Musiker an, um eine neue - die beste - Band zu gründen."
In einer Zeit, in der die Wertschöpfung der Musikindustrie durch die technologischen Umwälzungen der letzten Jahre stetig schrumpft und zum Großteil Casting-Show-Kandidaten die weltweiten Charts dominieren, kommt für jede Band der Punkt, sich zwischen den zwei Eckpfeilern des Musikbusiness zu entscheiden: Imitation oder Innovation.
The Sado Maso Guitar Club liefert etwas, das man an vielen neuen österreichischen Künstlern vermisst: Die Band verarbeitet musikalische Einflüsse auf internationalem Niveau und wirkt dabei echt und authentisch. So verweisen die Fünf in ihrem künstlerischen Schaffen Pop-Elemente von den Beatles bis hin zu psychedelischen Garage-Einflüssen, die an Brian Jonestown Massacre oder an die frühen The Who erinnern.
Als Label haben sich The Sado Maso Guitar Club die heimische Psychedelic-Rock-Institution Sulatron Records für das im Mai 2010 erscheinende Debütalbum ausgesucht. Auch produktionstechnisch baut man auf österreichische Qualität: Gemeinsam mit Herwig Zamernik (Naked Lunch, Fuzzman) wurde am Erstlingswerk unter teils schweißtreibenden Umständen in den Klagenfurter Fuzzroom-Studios gearbeitet.
Schlussendlich vertraut Bandleader und Hauptsongwriter Matthias Dominikus Krejan aber auf seine eigene Tontechnik und Produzentenskills. Im bandeigenen Studio und „Sado Maso-Headquarter", am Grazer Stadtrand gelegen, wird derzeit an finalen Mixes und Vocal-Overdubs gearbeitet. Vielleicht ist es gerade diese professionelle DIY-Ethik, die The Sado Maso Guitar Club vom Mittelmaß unterscheidet. Musik ist hier Lebensgefühl und Berufung, meilenweit entfernt vom Hobby-Dasein vieler österreichischer Kollegen. Das merkt man besonders bei Songs wie „The story of a guitar" oder „Set me free". Hier regiert internationale Reife. Textlich bleibt man sich zielgruppenspezifisch treu, gewinnt damit aber wohl keine Lyrikwettbewerbe. Vielleicht das einzige Manko der Band.
www.myspace.com/thesadomasoguitarclub
Chris Riebenbauer, Feber 2010