Eingebranntes Licht und der Klang der Betrachtung
Sie bannt "Das Licht von Paris" auf weiße Blätter, lässt die Sonne in Los Angeles unter- und zeitgleich in Wien aufgehen und zeichnet in Museumsräumen den "Klang der Betrachtung" auf: Ulrike Königshofer befasst sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit den Tücken der Wahrnehmung und macht Prozesse hinter der Oberfläche von Bildern sichtbar.
Geboren 1981 in Koglhof in der Steiermark, zog es Königshofer bereits als 14-Jährige nach Graz, wo sie sich an der Ortweinschule eingeschrieben hat. Direkt im Anschluss ging es nach Wien an die Universität für angewandte Kunst. Somit war die künstlerische Karriere besiegelt. In ihrer Wohnung richtete sie sich ein "Malzimmer" ein, das nach Ende des Studiums aber schnell verwaiste.
"Plötzlich bin ich mehr im Wohnzimmer gesessen und habe am Schreibtisch Dinge konstruiert." So begann Königshofer eines Tages, mit einem Kugelschreiber mittels einer algorithmischen Regel Strukturen aufzubauen, mit Holzbausteinen komplexe dreidimensionale Objekte zu entwickeln oder eine Kiste mit Spiegeln zu bestücken, die zwar die direkte Sichtachse versperren, gleichzeitig aber ein optisches Fenster erzeugen. "Das hatte mit Malerei dann plötzlich gar nichts mehr zu tun", schmunzelt Königshofer.
Neuorientierung bringt erste Erfolge
Die Neuorientierung gab ihr aber recht: In den folgenden Jahren kam ihre Karriere immer mehr in Schwung. So erhielt sie 2010 den Theodor-Körner-Preis und den Ankaufspreis des Landes Steiermark, 2016 bekam sie das Staatsstipendium für Bildende Kunst und 2019 den Kunstpreis der Diözese Graz-Seckau, zuletzt kam 2022 der Fotoförderungspreis der Stadt Graz hinzu.
Auch ihre Ausstellungstätigkeit nahm zu: In der langen Liste der Einzelausstellungen finden sich etwa das „weisse haus" in Wien, das Künstlerhaus Graz und das Austrian Cultural Forum New York. 2022 war sie mit ihren Arbeiten zu Gast im Steiermark-Büro in Brüssel. Gruppenausstellungen führten sie etwa an die Kunsthalle Bremen, nach Triest oder ins Stedelijk Museum in `s-Hertogenbosch (NL).
Inspirierende Auslandsaufenthalte
Besonders viel Inspiration zieht Königshofer aus ihren Auslandsaufenthalten. So kam sie aus Paris, London oder Neufundland jeweils mit neuen Ideen zurück, die sie teils selbst überrascht haben. Prinzipiell geht es ihr immer um neue Wege, sich ein Bild von der Welt zu machen, wobei sich Königshofer vor allem für flüchtige Quellen wie Sonnenlicht, Wind oder Wasser interessiert. Dazu zählt etwa, eine Videokamera dicht einzupacken und die in absoluter Dunkelheit entstandene Aufnahme im Nachhinein so zu verstärken, dass ein ganz eigenes Bild entsteht; oder eine Konstruktion zu bauen, mithilfe derer das Sonnenlicht so eingefangen wird, dass es Brennspuren auf Papier hinterlässt, wodurch die Künstlerin den Sonnenstand über den Tag verteilt abbildete. In einem anderen Projekt nahm sie mithilfe eines Generators den Wind im Nationalpark Lobau auf, den sie schließlich mithilfe eines Ventilators im Ausstellungsraum reproduzierte.
In der Wiener Galerie Reinthaler sind ihre aktuellen Arbeiten noch bis Anfang Mai 2023 unter dem Titel „Imprints of Time" zu sehen. 2024 geht es dann wieder ins Ausland: Zu einem viermonatigen Arbeitsaufenthalt in New York City. Ulrike Königshofer ist schon gespannt, mit welchen Ideen sie wieder zurückkommt ...
Website von Ulrike Königshofer: www.ulrikekoenigshofer.at
Sonja Harter
Stand: Februar 2023