Junge Mutter, Hebamme & Slammerin
Gerade erst 15 Jahre alt war die Grazerin Agnes Maier, als ihre Tochter Selina zur Welt kam. Mittlerweile ist Maier Autorin zweier Bücher, Hebamme und erfolgreiche Poetry-Slammerin.
2015 stand Agnes Maier das erste Mal mit einem selbstgeschriebenen Text im Kultum in Graz auf der Bühne. Seit damals hat sie sich als fester Bestandteil der österreichischen Slamszene etabliert. Mit nationalen und internationalen Auftritten wie in Deutschland und Polen begeistert sie seit jeher zahlreiche Menschen. Bei den ersten Reisen durfte ihre Tochter nie fehlen. Hauptberuflich arbeitet sie als Hebamme in der Privatklinik Ragnitz. In ihren Texten gibt sie daher oft einen tieferen Einblick in ihr Leben als Hebamme und vermittelt ihre Erfahrungen und Geschichten mit einem gewissen, leicht überspitzen Witz.
Als Agnes Maier österreichische Slamgeschichte schrieb
Schon in ihrem Debütjahr 2015 erreichte die Grazerin den zweiten Platz der Poetry-Slam-Landesmeisterschaft in der Steiermark und Kärnten. Zwei Jahre später sicherte sie sich den Titel. Damit war der Grundstein für einen Eintrag in das österreichische Slam-Geschichtsbuch gelegt. Noch im selben Jahr wurde sie zur österreichischen Meisterin im Einzelbewerb. Um den Hattrick vollzumachen, gewann sie, ebenfalls 2017, zusammen mit dem Slammerkollegen Klaus Lederwasch unter dem Teamnamen „Kevin" auch den Teambewerb.
„Ted Talk" und „Spiegel"-Kolumne
„Feminism has one big problem - it sucks. Or it seems like to offence people." Mit diesen Einstiegsworten eröffnete Agnes Maier 2018 ihren Tedx-Talk über Feminismus mit dem Titel „About us pussies". Ein Thema, welches Agnes sehr am Herzen liegt, und das sie regelmäßig in ihren Texten behandelt. In dem Text, den sie beim Ted-Talk aufgeführt hat, entkräftet sie unter anderem die Phrase „Das war doch schon immer so" wie folgt:
„Aber aus immer schon falsch,
Wird halt leider nicht richtig
Und aus 'das fängt an zu nerven`
Wird auch nicht `nicht wichtig`"
Die diplomierte Hebamme verbindet in ihren Texten Feminismus meistens mit ihrem Beruf, über den sie im letzten Jahr regelmäßig in einer eigenen Kolumne im deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" geschrieben hat.
Zweifache Buchmutter
Die beiden Themen finden sich auch in ihren mittlerweile zwei Büchern wieder. 2018 erschien Agnes Maiers Erstlingswerk „Veni, Vidi, Vulva" im Lektora-Verlag. Quasi noch druckfrisch ist ihr zweites Buch „Charmegefühl", welches 2021 das Licht der Welt erblickte. Neben den eigenen Büchern hat Agnes Maier bereits Texte in dem Slammagzin „bühnen.texte" und in der Slam-Anthologie „Slam, Oida!" veröffentlicht.
Zudem ist Maier Mitglied der ersten Grazer Lesebühne „Gewalt ist keine Lesung", bei der sie regelmäßig mit ihren Kolleginnen und Kollegen selbstgeschriebene Theaterstücke aufführt und Texte vorträgt. Außerdem ist sie Gründungsmitglied des „Slam Kollektiv Graz". Zusammen mit Yannick Steinkellner und Christoph Steiner bringt sie mehrere Slam-Formate in Österreichs „Slam City" auf die Bühne, darunter den „Dead or Alive"-Slam im Next Liberty, den Open-Air-„Etepetete"-Slam und den „Best of Slam" im Schauspielhaus. Zusätzlich präsentierte das Slam-Kollektiv beim diesjährigen Grazer Lendwirbel seine eigene Ausstellung.
Wie Agnes Maier das frühe Mutterdasein, ihren Job als Hebamme und ihre künstlerische Arbeit unter einen Hut gebracht hat, kann sie sich nicht einmal selbst wirklich erklären. Wichtig ist aber: Die heute 28-Jährige hat es geschafft! Und alle drei Bereiche nicht nur erfolgreich zu managen, sondern auch erfolgreich miteinander zu verbinden, ist auch schon eine Kunst an sich. Chapeau!
Website von Agnes Maier: https://agnes-maier.webnode.at/
Nico Lang
Stand: Juli 2021