„Was passiert, passiert“
Der Grazer Sänger und Songwriter Fred Owusu bekam durch seine Zweiplatzierung bei Starmania 21 einen kräftigen Karriereschubs. In Zukunft möchte er unterschiedliche musikalische Richtungen in unterschiedlichen Formationen beschreiten.
Fred Owusu ist eine positive, strahlende und fröhliche Erscheinung. Im Fernsehen wie auch in echt. In Graz geboren, ist Fred Owusu das älteste von fünf Kindern, deren Eltern vor über 25 Jahren von Ghana nach Österreich kamen und über Umwege, eher zufällig, in Graz Fuß fassten.
Mit Musik ist der heute 24-Jährige von Kindesbeinen an über die Kirche, die christliche Religion, den Glauben vertraut. In den regelmäßig besuchten Gottesdiensten der Freien Christengemeinde, mit der seine Familie intensiv verbunden ist, „werden die Lobpreisungen an und für Gott singend vorgetragen". Gospels und ihre Tradition haben das Leben von Owusu signifikant mitgeprägt. Durch seine Liebe zu Klängen und Tönen lernte er unterschiedliche Instrumente, vom Schlagzeug über Klavier bis zum E-Bass, kennen und spielen. In seiner lebhaften Sprache erzählt er, wie er als Kind zum Kirchen-Schlagzeuger wurde: „Ich wurde ins kalte Wasser geschmissen", erinnert er sich lachend. Owusu hatte gerade die Basics am Schlagzeug gelernt, da wurde der „echte" Schlagzeuger krank, und er musste spontan einspringen und die Messe rhythmisch begleiten. Das war aber nicht das letzte Mal, dass Owusu das Gefühl hatte, „ins kalte Wasser geschmissen worden zu sein".
Auch bei Starmania war es ähnlich. Eine Freundin machte den Musikbegeisterten auf den Castingaufruf zur jüngsten Starmania-Show aufmerksam und schickte ihm Informationen und den Link zur Anmeldung. „Ich zögerte bis zum Schluss", erzählt der Musiker und reichte sein Demo-Video erst im letzten Moment ein.
„Ich bin eigentlich sehr schüchtern." Auch dieser Satz klingt wie ein weiteres Statement seines Lebens. Der sympathische Owusu wiederholt ihn mehrmals in unserem Interview. Als er aus den 1700 Einreichungen zum Re-Call in das ORF-Zentrum nach Wien gerufen wurde, steigerte sich seine Nervosität. Schließlich wählte er aus einem vorgeschlagenen Songkatalog „Another Love" von Tom Odell aus, eine sanfte Ballade mit Klavierbegleitung. Er reiste ohne irgendein Feedback wieder heim nach Graz und hoffte, die Jury musikalisch doch überzeugt zu haben. Der entscheidende Anruf vom ORF kam, und Fred Owusu landete schlussendlich in den Live-Shows, in denen 64 junge Sängerinnen und Sänger im Wettbewerb um den Starmania 21-Titel auftraten. Zuerst war die dreiköpfige Jury - Ina Regen, Nina „Fiva" Sonnenberg, Tim Bendzko - verantwortlich für das Weiterkommen der jungen Sängerinnen und Sänger. Später war es eine Mischung aus Publikumsvoting und Juryentscheidung, die über den Verbleib bei Starmania 21 entschied. Auch bei allen folgenden Fernsehshow-Auftritten waren Nervosität und Schüchternheit seine ständigen Begleiter: „Daher packte ich alles in die Emotion." Und die überzeugte Jury und Publikum. Nach einigen intensiven Wochen in Wien konnte Fred Owusu das Finale als zweitplatzierter Starmaniac beenden. Die Bedingungen für die Finalistinnen und Finalisten waren durch die Corona-Pandemie erschwert. Und doch gelang es den jungen Menschen, Respekt, Anerkennung und Freundschaft untereinander zu leben. Für die Starmania-Siegerin, die Salzburgerin Anna Buchegger, findet Owusu nur anerkennende und wohlwollende Worte.
„Es war eine sehr coole und auch anstrengende Zei.t" Denn auch für und rund um die Shows galten strengste Corona-Regelungen. Nichtsdestotrotz: „Ich kam mir vor wie ein Schwamm, der alles in sich aufsaugt." Um seine Schüchternheit und seine Nervosität in den Griff zu bekommen, habe er sich Mantra artig mit „was passiert, passiert" beruhigt.
Bis zu Starmania beschränkte sich seine Bühnenerfahrung auf Darbietungen in seiner Kirche, in der er seit seinem 16. Lebensjahr Gospel-Vorsänger ist.
Um seine Schüchternheit zu überwinden oder auch abzulegen, begann er mit 14 Jahren - durch einen Tipp seiner Deutschlehrerin - Texte zu schreiben, in denen er seine Gefühle verarbeiten konnte. Mit 16 wechselte er zu Songtexten, weil man „in drei Minuten eine ganze Thematik verpacken kann". „Es waren schnulzige Themen", gesteht er mit einem großen Lächeln. Aus der Teenagerzeit existiert kein einziger Text mehr - denn es ging ja darum, Gefühle nicht nur zu verarbeiten, sondern sich durch das Schreiben des Textes auch entsprechend von ihnen zu verabschieden.
Owusu hat nun 40 Songtexte in seiner Schublade - drei davon hat er bereits aufgenommen und als Singles veröffentlicht. Die Instrumentals dazu wurden zugekauft. Seinen Song „Hold on", in dem es um das Durchhalten in schwierigen Zeiten geht, konnte er im Starmania-Finale live singen.
Seine zweite große künstlerische Leidenschaft ist das Tanzen. Dabei dienten ihm der Tanzfilm „Step Up" (2006) sowie Michael Jackson als Vorbild. Als Autodidakt brachte er sich nicht nur den „Moonwalk" und andere Tanzschritte bei, sondern auch den Roboter-Tanz, der ihn sehr faszinierte. Grundlage waren gemeinsame Stunden mit seinem Vater, in denen Musik gehört, geschaut und vor allem getanzt wurde. Die Lust an der Bewegung liest sich auch an seinen sportlichen Aktivitäten ab - von Kind an spielte er in unterschiedlichen Vereinen Fußball, machte Leichtathletik, tanzte Hip-Hop, und ging Skaten.
In Zukunft möchte er unterschiedliche musikalische Richtungen in unterschiedlichen Formationen beschreiten. Doch er möchte auch den Abschluss einer soliden Ausbildung weiterverfolgen. Sein Wunsch war es stets, mit Kindern zu arbeiten. Zuerst dachte er an eine Ausbildung zum Kinderarzt. Da es mit der Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium nicht klappte und Molekularbiologie als Studium nur eine Zwischenstation war, wechselte er auf die KPH (Katholische Pädagogische Hochschule) in Graz, wo er die Ausbildung zum Volksschullehrer mit dem Schwerpunkt Religion absolviert. „Das ist jetzt mein Traum", bekräftigt er.
Doch auch seine musikalische Vision, auf einer großen Bühne zu performen, zu tanzen und zu singen spürt er in greifbarer Nähe. Unterstützt fühlt er sich von seinen Eltern, seinen Geschwistern - seinem 15-jährigen Bruder und seinen 11-jährigen Drillingsgeschwistern - und natürlich auch von seinen Freunden.
Petra Sieder-Grabner, Mai 2021