Hingabe, Leidenschaft und gutes Handwerk
Über Garfield Trummer könnte man drei Porträts schreiben: Eines über seine Erlebnisse als jahrelanger technischer Leiter im Forum Stadtpark, eines über ihn als Musiker und eines über seine Arbeit als Fotokünstler. Radikalität ist das Wesen seiner Kreativität, und kaum ein anderer Künstler lebt diesen Weg so intensiv wie der Porträtierte.
In den 1990er-Jahren traute sich Graz etwas. Aus dem Schatten der Jazz-Avantgarde erwuchsen grelle, coole, düstere Bands, die viel Lärm erzeugten, und in das internationale Underground-Muster passten. Bands wie Fetish 69, Schlauch oder Schlund (Graz/Linz) lösten beim Publikum vor allem eines aus: Kreativexplosionen zwischen Hirn, Herz, Magen und Arsch. Garfield werkte 18 Jahre lang als Schlagzeuger bzw. Percussionist in diesen Formationen. „Ja, Schlauch war ein sehr experimentelles Projekt, eine sehr intensive körperliche, musikalische und persönliche Erfahrung, die ich nie missen möchte. Schlund war anschließend eine tanzbarere persönliche Weiterführung dieses Industrial-Body-Performance-Projekts, und Fetish 69 eine wunderbare Spielwiese, um meine neue Ideen aufzuarbeiten, und parallel dazu bei der Psychobilly Band ‚Scurvy‘ als Drummer Frust und Aggressionen abzuarbeiten."
Vom Schlagwerker zum Bildergestalter
Nach 18 Jahren war das irgendwie gegessen. Vorausgegangen waren zwei Bandauflösungen und ein Komplettcrash einer fast fertigen CD. Binnen kürzester Zeit verabschiedete sich Garfield aus der Musikbranche und ist heute noch happy darüber. Dann entdeckte er die Fotografie für sich, sieht aber hier keine Bruchstelle in seinem Leben: „Hingabe, Leidenschaft und gutes Handwerk sind drei Komponenten, die in beiden Bereichen über die Qualität entscheiden." Womit wir beim eigentlichen Thema sind, denn nach einem kurzen Ausflug in die Welt des Fotojournalismus ist Garfield als Composer tätig. Ein Künstler also, der Bilder komponiert. „Bis zum fertigen Bild ist die Fotografie nur ein kleiner Teil. Ich sehe mich als Bildermacher, meine Bilder sind der Malerei näher als der Fotografie. Beim Composing bediene ich mich aller nur denkbarer Techniken, darunter natürlich auch Digital Painting."
Garfield ist ein Meister der Inszenierung, die bereits im Vorfeld beginnt. „Am Anfang steht eine Bildidee. Von Skizzen über Perspektiven bis hin zu Position und Pose des Models wird's dann schon detailliert. Wenn ich die passenden Models gefunden habe, kontaktiere ich Designer, bestelle die Outfits und Accessoires, lasse sie fertigen oder mache sie selbst." Diese intensive Vorbereitung dauert bis zu einem Monat.
Zum Shooting kommen neben dem Model dann noch eine Visagistin, eine Hairstylistin sowie ein Assistent. Das Shooting dauert ein bis zwei Tage. „Für die Bildbearbeitung der einzelnen Bildideen nehme ich mir dann die Zeit, die meine Bilder eben benötigten. Ich versuche eine Ausgewogenheit von Model und Gesamtszene zu schaffen, deshalb lasse ich immer ein wenig Zeit vergehen und setze mich danach frisch ans Bild. Meist arbeite ich zwei bis vier Tage an einem Bild, es kann aber auch bis zu sechs Wochen dauern. Genau diese intensive Art der Vorbereitung und entspannter Nachbearbeitung ist es auch, was meiner Meinung nach am Ende entscheidend für ein gutes Composing ist."
Starke, heroische Frauen
Garfields Serien „Woman Power", „Wild Thing" und „Dark Art" zeigen immer sehr starke, heroische Frauen. „Bei den beiden erstgenannten Serien ist das grundlegende Konzept, Frauen in Männerkostüme schlüpfen zu lassen bzw. männlich besetzte Rollen durch Frauen zu ersetzen, oft in einer endzeitromantischen Inszenierung. Starke und doch sehr weibliche Frauen haben mich immer schon fasziniert." Die „Dark Art"-Bilder dagegen spielen mit märchenhaften Elementen, der Verschmelzung von Mensch und Natur sowie düster-romantischen Szenarien, bei denen die Protagonisten auch in vergangene Jahrhunderte transferiert werden.
Garfield finanziert seine aufwendigen Projekte aus seiner privaten Kasse. Subventionen für unkonventionelle Kunst sind bekanntlich Mangelware. „Ich investiere finanziell ungleich mehr, als ich durch Bilderverkauf zurückbekomme. Es ist wahnsinnig schwer! Zurzeit pausiere ich und konzentriere mich auf die Arbeit mit einem Model und einer sehr lieben Freundin, deren Karriere ich aufbaue, unterstütze und pushe. Das tut mir gerade sehr gut, und ich kann dabei neue Kraft sammeln, um weiterzumachen."
Es soll so sein und muss so sein. Garfield ist ein 100 Prozent Kunst, 100 Prozent Erscheinung und 100 Prozent Haberer. Mehr geht nicht.
Kurzbio
Garfield Trummer, geb. 1967 in Graz. Seit Mitte der 80er-Jahre kreativ tätig. Musiker, Künstler, Performer. Hat seit 1999 die technische Leitung im Forum Stadtpark inne. Er beschäftigt sich seit 2007 intensiv mit Fotografie, vorwiegend im Bereich Composing/Digital Art.
International Auszeichnungen (Auswahl):
• "Gold Medal of excellence" beim Trierenberg Super Circuit 2013
• Award beim "Al-Thani Award for Photographie" 2013
• Silbermedaille für Farbbilder beim Trierenberg Super Circuit 2015
Homepage: http://www.garfield-art.com/
Martin G. Wanko
Stand: November 2015