Die belgische Kaiserin
Katrin Hammerschmidt ist auf dem besten Weg, mit ihrem Gesang und ihrer Musik auch Österreich zu erobern – auf die friedliche Tour wohlgemerkt.
„Die Musik war immer schon Teil meines Lebens, genau wie die Worte. Ich habe schon von frühester Kindheit an Geschichten geschrieben, habe immer wieder Artikel veröffentlicht und schlussendlich auch Journalismus studiert. Es sind meine beiden großen Lieben." Das Zitat stammt von der Wahl-Grazerin Katrin Hammerschmidt. Die gebürtige Belgierin ist Texterin, Kommunikationsberaterin - und Musikerin. Sie sieht beide Bereiche als gleichberechtigt in ihrem Leben an, seit ihrem Debütalbum im November 2014 nimmt die Musik einen fixen Platz neben ihrer Arbeit ein. Schon in ihrer Kindheit spielte Katrin Hammerschmidt Geige, später kamen auch Klavier und Gitarre dazu. Ihr Hauptinstrument aber ist die Stimme. Ihr Auftreten ist selbstbewusst und routiniert, zugleich dezent, ohne Allüren. Besonders schön sieht man das an einem TV-Beitrag eines belgischen Senders , der mit Hammerschmidt ein Solo-Wohnzimmerkonzert im Kreis von Freunden unter dem Weihnachtsbaum inszenierte. Bei Konzerten steht ihr oft Martin Zöscher zur Seite, der auch als Co-Produzent der CD „The Empress" wirkte. Wer ein Etikett für die Musik von Hammerschmidt sucht, dem könnte man die Kategorien „Singer-Songwriter" und „Neo-Folk" nahelegen. Hier hört man auch und vor allem die Zwischentöne. Das infernalische Punkrock-Trio aus Härte, Hass und Heiserkeit sind Hammerschmidts Sache nicht.
Viele Plakate, viel Kultur, lässige Stadt
Nach Graz führte die junge Belgierin ein glücklicher Zufall: „Ich war in Salzburg für ein Austauschjahr und habe damals eine Reise nach Graz gewonnen. Das war vom Jugendgästehaus gesponsert inklusive Zugfahrt. Als ich angekommen bin, habe ich mir gleich gedacht: ‚Voll viele Plakate, voll viel Kultur, lässige Stadt'. In Graz gibt es viele nette Lokale, kulturell ist für jeden etwas dabei. Das empfinde ich nach wie vor als Privileg. Wien ist größer und dort läuft dementsprechend mehr, aber gerade im Sommer, wo sich das Leben auf der Straße abspielt, hat Graz für mich österreichweit eine Sonderstellung."
Auf den Vergleich zwischen Belgien und Österreich in Bezug auf die Musikszene angesprochen, meint Hammerschmidt, dass sie sich inzwischen gleichzeitig als Belgierin und als Österreicherin fühle, die Entwicklung in ihrem Geburtsland eher am Rande verfolge, aber dennoch den Eindruck habe, dass die im eigenen Land produzierte Musik jenseits der Charts in Belgien einen höheren Stellenwert habe. Und wie bekannt ist österreichische Musik im Land der Flamen, Wallonen und einer nicht zu unterschätzenden deutschsprachigen Minderheit? „Als ich noch in Belgien wohnte, war Österreich für mich DJ Ötzi und Schifahren", sagt Hammerschmidt und fährt fort: „Es ist vielleicht auch speziell, weil ich aus der deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien komme. Wir konsumieren sehr viele Medien auf Deutsch, die aber eher regional ausgerichtet sind. Es ist tatsächlich so, dass die Volkskultur das ist, was von Österreich am ehesten international wahrgenommen wird." In eben dieser deutschsprachigen Gemeinschaft ist der Name Hammerschmidt ein fixer Begriff. „War er aber auch schon vor dem Album", sagt die Sängerin, „denn wir sind nur 77.000 Leute. Ich habe früher schon sehr viel Musik gemacht und die Medien sind trotz der Tatsache, dass ich jetzt in Österreich lebe, einfach auch sehr schön auf die CD eingestiegen."
Vermittlungsrolle
Belgien ist ein Land, das durch eine unsichtbare Mauer zwischen den beiden dominierenden Sprachgruppen getrennt ist. Hier die Flamen, dort die Wallonen. Das sieht man auch an der Kultur, den Medien und der Unterhaltungsbranche. Die Vorausscheidung zum Songcontest etwa wird abwechselnd von der einen Sprachgemeinschaft ausgerichtet, dann wieder von der anderen. Katrin Hammerschmidt kommentiert das so: „Wenn die Französischsprachigen das organisieren, dann schaut sich das kein Flame an und umgekehrt. Es ist wirklich auch von den Geschmäckern und der Kultur her stark getrennt. Wir als Deutschsprachige laufen in Belgien relativ unerkannt durch die Lande - in den letzten Jahren hat das Ganze aber an Bedeutung gewonnen, gerade durch die Probleme zwischen Flamen und Wallonen, bei denen zum Beispiel der Ministerpräsident aus der deutschsprachigen Gemeinschaft eine Vermittlungsrolle übernommen hat."
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Songs auf „The Empress" allesamt auf Englisch geschrieben sind. Nach ein paar Versuchen auf Deutsch und Französisch hat sich Hammerschmidt doch auf die global dominierende Pop-Sprache eingelassen: „Englisch passt besser zu meinem Gesang, obwohl ich beide anderen Sprachen gerne mag. Die Leute haben mir immer gesagt, ich soll auf Französisch schreiben, aber das wäre dann nur eine Marketingsache gewesen und nicht natürlich. Und meine Texte sind so persönlich, dass es mir schwerfallen würde, sie auf Deutsch zu singen - da brauche ich Englisch für ein wenig Distanz", sagt sie.
Auftritte in kleineren Locations
Nach der auch hierzulande medial sehr positiv aufgenommenen CD plant Katrin Hammerschmidt für die kommenden Monate vor allem Auftritte in kleineren Locations - sowohl in Österreich als auch in Belgien. Neben der Pressearbeit sind auch Social-Media-Kanäle und die eigene Website für die Musikerin wichtige Instrumente. Die Kommunikation mit ihren Fans bereitet ihr Spaß, wobei sie eine differenzierte Haltung einnimmt: „Die Leute, die sich für meine Musik interessieren, bekommen meinen Alltag mit und sehen auch, wer die Person ist, die diese Lieder schreibt. Ich mag es aber nicht als aggressive Vermarktungsgeschichte. Deshalb denke ich, dass es mich als Persönlichkeit gut zum Ausdruck bringt und wenn es jemanden interessiert, kann er da zusätzliche Informationen bekommen. Wenn es aktuelle Sachen gibt, poste ich das sehr wohl, aber da sind eher Youtube und die Website die Kanäle, die ich nutze. Die Musik steht für mich immer im Mittelpunkt, alles andere ist nur ein Transportmittel."
www.katrinhammerschmidt.com
Wolfgang Kühnelt
Stand: Mai 2015