Die elementare Kraft menschlicher Gefühle
Was haben „Men in Black“, „Großstadtamazonen“ und „Charlie Chaplin“ gemeinsam? Sie alle sind assoziationsträchtige Namensgeber für die Arbeiten der steirischen Künstlerin Gaby Muhr. Mit dem Ziel Bilderwelten zu komponieren, die den Betrachter aus der stillen Beobachtung in eine bunte Erlebniswelt entführen, schafft die Steirerin energiegeladene Werke, die eine erfrischende Mischung aus Surrealismus, Neuer Realismus und Pop Art verkörpern.
Lange Zeit konzentrierte sich das Schaffen von Gaby Muhr auf die Fotografie, bevor sie 2010 ihre wahre Passion für die Malerei entdeckte. Die Autodidaktin lebt und arbeitet in Unterpremstätten bei Graz. Gruppen- und Einzelausstellungen in England, Slowenien, Italien und den USA zeugen von der stetig wachsenden internationalen Resonanz ihrer Arbeiten. Auch über eine Nominierung für den begehrten Leipziger „Palm Award 2014" darf sich die Künstlerin freuen.
Gaby Muhrs Einfallsreichtum scheint unerschöpflich. Neben schönen und bizarren Dingen des Alltags sind es vor allem die stimmungsvollen Kontraste, die Licht- und Schattenspiele auf Fotografien und in der Architektur, die sie als ihre Hauptinspirationsquellen nennt. In ihren Werken verflechtet die Künstlerin auf spielerisch anmutende und satirische Weise Themen wie Mensch und Natur und schafft vor allem durch die lebendigen Farbkontraste eine Bildatmosphäre, die es vermag, auch kunstmüde Betrachter zum Verweilen und Eintauchen zu animieren.
„Menschenbilder" - Bilderwelten
Gottfried Helnwein sagte einmal, „dass alle Arbeiten eines Künstlers im Grunde immer um ein einziges, zentrales Anliegen oder Motiv kreisen. Und dass jedes Werk so etwas wie ein neuer, mehr oder weniger erfolgreicher Versuch ist, sich diesem Grundthema zu nähern, es sichtbar zu machen, zu fassen, zu formulieren, obwohl es im Prinzip immateriell und daher nicht fassbar ist und keine Form hat." - In diesem Sinne könnte man Gaby Muhrs Motivation für die Malerei als den Wunsch verstehen, die elementare Kraft und Gegensätzlichkeit menschlicher Gefühle auf die Leinwand zu projizieren. Dazu widmet sich die Künstlerin in ihren Arbeiten immer wieder der Beziehung zwischen Mensch und Tier oder dem Menschen und der Natur. Muhr will dazu aber auch „Menschenbilder" schaffen, die ihren Betrachtern die Emotionen eröffnen, die sie selbst während des Schaffensprozesses begleitet und bewegt haben: Freude, Hoffnung und Liebe.
Ein Werk zu vollenden ist wie eine Passion für die kommunikative Künstlerin, die es am Ende jedem Betrachter selbst überlassen möchte, ihre Arbeiten zu interpretieren. Denn der jahrelange Austausch mit Kollegen und Freunden hat sie gelehrt, dass ihren Bildern so viele Geschichten innewohnen wie Sekunden, die sie damit verbracht hat, sie zu vollenden. Muhr will Bilder schaffen, die bewegen, in Erinnerung bleiben und die Magie des Lebens einfangen - und das gelingt!
Barbara Jernej
Stand: März 2014
Dieser Text ist in Kooperation mit der KSG in der Ausgabe 119 (April 2014) der Grazer Kulturzeitschrift „80" erschienen.