„Kunst ist nichts, was man für sich behalten sollte!“

Die unstillbare Lust nach Neuem und eine kräftige Portion künstlerisches Feingefühl sind die Quintessenzen für die Arbeiten der Grazerin Beatrix Somweber-Rath.

Beatrix Somweber-Rath
Beatrix Somweber-Rath© Joel Kernasenko

Unter dem Motto „Stühle mit Geschichten erzählen Geschichten" schafft sie seit fünf Jahren ihre einzigartigen, teils skurril anmutenden „beSITZobjekte", die sowohl Betrachter als auch Besitzer in facettenreiche Bildwelten entführen.

Schon bei ihrem Schaffen als Grafikerin und Illustratorin wurde Beatrix Somweber-Rath regelmäßig mit den geheimen Geschichten konfrontiert, die einem Bild innewohnen. „Schöne Bilder erfreuen meine Seele. Sie machen etwas mit mir", meint Rath und konnotiert ihren Schönheitsbegriff dabei mit „außergewöhnlich" und „beeindruckend". Ein Bild muss also vor allem berühren, damit die Künstlerin es als Collagen-Element verwendet. Auch Phrasen und Worte dienen der Kunstschaffenden als Bildelemente. „Die Synektik von Bildern und Worten, stellt eine sehr anregende Komponente meiner Arbeit dar", meint Rath - betont jedoch im Nachsatz, dass solche „Statements" gut verborgen sein und erst beim zweiten Blick entdeckt werden sollen, um dem Betrachter nicht zu viel vorzugeben.

Das Wesen liegt im Detail

Grundlage für die Arbeit an den „beSITZobjekten" sind gebrauchte Holzstühle, an denen die Künstlerin gleich zweierlei schätzt: Einerseits bietet der Gebrauchsgegenstand Stuhl eine dreidimensionale Gestaltungsfläche. Andererseits liefern Formen, Patina und die verborgenen Geschichten um die Herkunft der „eingesessenen" Objekte immer neue Inspirationsquellen. Auf eine allgemeine Oberflächenbearbeitung der Sitzgelegenheit folgt die künstlerische Gestaltung des Objektes. Rath arbeitet dafür mit einer selbst entwickelten und einzigartigen Acryl-Schichten-Technik, die es ihr ermöglicht, unterschiedliche Ebenen zu verschmelzen und eine schöne homogene Oberfläche zu erzeugen. Am Ende warten detailreiche „beSITZobjekte" - Symbiosen aus Kunstobjekt und Gebrauchsgegenstand - darauf, besessen zu werden und laden den Betrachter zur visuellen Schatzsuche ein.

Ein Raum unendlicher Möglichkeiten

„Ich arbeite nicht nach vorgegebenem Plan, die Idee entsteht im Tun selbst", erklärt die Künstlerin und gibt damit eines ihrer Erfolgsgeheimnisse preis. „Einem inspirierenden Moment entspringen immer weitere Projekte." So ist Rath, die regelmäßig individuelle Auftragsarbeiten - etwa Stühle für Hochzeiten oder als Geschenke - annimmt, gerade dabei, ihre Kooperationspartnerschaften mit Erlebnis- und Kunsthotels zu vertiefen. In ihrem neuen Atelier in der Leonhardstraße haben Interessierte außerdem die Möglichkeit, in Kleingruppenkursen die spezielle Acryl- Schichten-Technik der Künstlerin zu erlernen. Und für den Sommer 2014 hat Rath auch schon Pläne: „Kunst ist nichts, was man für sich behalten sollte, deshalb soll mein Atelier ein Kommunikationsraum werden. Sobald es warm genug ist, wird die Türe immer offen stehen und zum Hereinkommen einladen!", sagt sie und lacht.

 http://besitzobjekte.ibk.me/

 

Barbara Jernej
Stand: Jänner 2014

Dieser Text ist in Kooperation mit der KSG in der Ausgabe 110 (Februar 2014) der Grazer Kulturzeitschrift „80" erschienen

Flowerpower
Flowerpower© Beatrix Somweber-Rath
Red Empire
Red Empire© Beatrix Somweber-Rath
4 Frauen, 4 Farben
4 Frauen, 4 Farben© Joel Kernasenko