Musikerin und Komponistin schon seit immer

Die in Graz geborene 33-jährige Susana Sawoff hat, seit sie denken kann, Musik gemacht.

Christian Wendt, Susana Sawoff, Jörg Haberl
Christian Wendt, Susana Sawoff, Jörg Haberl© Stephan Friesinger

Sie ist ein ganzheitliches Phänomen, künstlerisch einzigartig und doch steht sie nicht allein da. Sawoff kommt aus einer spannenden, musikalischen Familie. Spannend, weil der Vater in Australien aufgewachsen ist und die Mutter aus Spanien stammt. Musikalisch, weil der Vater Hobbymusiker ist, und weil im Hause Sawoff immer schon viel gesungen wurde. Und das hat sich auf das berufliche Leben aller drei Sawoff-Schwestern nachhaltig ausgewirkt: Die Älteste, Sonja Sawoff singt in Graz und Wien in diversen Bands, die Mittlere, Monica Reyes (die ihren zweiten Vornamen zum Künstlernamen gemacht hat) ist Schauspielerin und Musikerin und lebt hauptsächlich in Berlin. Und Susana Sawoff, die Jüngste, schreibt und komponiert und lebt in Hamburg. Was die drei nach wie vor verbindet, ist ihre Elektro-Trash-Pop-Gruppe „Sawoff Shotgun", die in einem gemeinsamen Urlaub gegründet wurde.

„Wir versuchten uns schon zehn Jahre lang in der jeweiligen unabhängigen Musikkarriere und dachten uns, als wir am Strand lagen, es wäre so nett, wenn wir uns wieder mehr sehen könnten", plaudert Susana Sawoff. Das war 2009. Musikalisch unterstützt werden die Schwestern von Georg Hartwig, der auch einen Teil der Lieder schreibt du als Produzent wirkt. Unlängst wurde die jüngste Shotgun-Single „Veto veto" auf FM4 vorgestellt - im Vorfeld einer Sawoff Shotgun Tour für das Jahr 2014, der die Band auch nach Moskau oder Tel Aviv führt, wenn es nach Susana Sawoff geht.

Die jüngste Sawoff-Schwester veröffentlichte 2011 ihr erstes Soloalbum, „Wrapped up in a Little Sigh". Die Konzerttour dazu führte sie unter anderem Budapest, Linz, Stuttgart und Wien und endete vor wenigen Wochen in der Generalmusikdirektion in Graz. Susana Sawoff hat zwar Englisch und Spanisch studiert, aber sagt: „Ich wollte nie mein Geld damit verdienen." Die Ausbildung komme ihr jetzt vor allem beim Texten zugute: „Ich hoffe, gute Texte zu schreiben. Ich bin auch eine echte Wortklauberin." - Und musikalisch? „Habe ich gar keine Ausbildung." Die Autodidaktin komponiert über das Gehör. Analytisch oder theoretisch könne sie ihre Musik nicht benennen. Umso mehr verblüfft ihre anspruchsvolle Musik. Sie spielt Klavier („das habe ich erst mit 28 Jahren wirklich ernsthaft begonnen"), singt ist ein Teil ihrer Trio-Formation. Und natürlich sei es die volle Herausforderung, gleichzeitig zu spielen und zu singen. Aber sie arbeite daran, immer besser zu werden.

Christian Wendt am Bass und Jörg Haberl am Schlagzeug machen ihre zartfühlende Jazzmusik zu einem runden Ganzen. Die beiden Herren haben ihr Jazzstudium in Graz absolviert, und Sawoff bekräftigt: „Ich wollte immer schon mit den beiden spielen. Ich hab mich für ein Trio entschieden, weil ich diesen minimalistischen Ansatz liebe - jeder ist gleich wichtig und jeder Ton zählt." Überladenheit liegt ihr nicht, ihr ist Reduktion wesentlich wichtiger. In dieser Formation hat auch schon Nina Simone gespielt, ein wichtiges Vorbild für Sawoff.

Für das neue Album, das im Mai 2014 erscheinen soll, haben Wendt und Haberl jeweils auch einen Song beigesteuert. Zu komponieren beginnt die Künstlerin am Klavier. Sie spielt Verschiedenstes, bis sich ein harmonisches Kleid ergibt. Erst wenn die Melodie da ist, kommt der Text. Und der Text? „Seien wir uns ehrlich, im Endeffekt dreht sich doch alles um die Liebe, egal aus welcher Perspektive man das Leben betrachtet", so Sawoff. Ihre Texte sind geprägt von mikrokosmischen Zu- und Umständen, die sich im Leben ereignen. Der Ausgangspunkt sind Beobachtungen des eigenen Lebens, damit sei aber nicht Autobiografisches gemeint: „Ich gehe von dem, was ich erlebe aus, und lasse dann die Figur laufen".

Ihre eigene Musik steht diametral zu der von Sawoff Shotgun, die sich mit Lautstärke, scharfen Klängen und wildem E-Gitarrensound Gehör verschaffen. Susana Sawoffs Album klingt zart, aufmerksam, harmonisch vielschichtig und trägt den Zuhörer in eine leise, jazzige Leidenschaft. Doch für Sawoff ist die musikalische Reise noch lange nicht zu Ende: „Ich möchte noch mutiger sein, ich habe auch bei Weitem noch nicht alles ausgereizt", meint die 33-Jährige. Auch bei ihren Live-Auftritten möchte sie mehr experimentieren. Sie möchte wissen, wie das Publikum bei ihr „bleiben" kann.

Während des Studiums hat sie noch (Cover-)Musik gemacht, um Geld zu verdienen. Doch diese Dienstleistungsmusik liegt ihr gar nicht mehr. Sie möchte von ihrer eigenen Musik, hinter der sie steht, und die sie mit Liebe und Leidenschaft macht, leben können. Für 2014 sind eine baltische Tour, Auftritte bei verschiedenen Jazzfestivals, und eine Tour, die sie auch nach Graz führt, geplant. Ein spezieller Wunsch wäre eine Tour nach Japan, wo Sawoff nicht nur einen Vertrieb für ihre Musik hat, sondern auch auf einer japanischen Compilation mit einem ihrer Songs zu finden ist.

Wo sie sich in zehn Jahren sieht? Mit zwei bis drei Kindern, aber ohne Karriereknick. Sie möchte jene Strukturen schaffen, die es ihr ermöglichen, weiter zu singen, zu komponieren, Konzerte zu spielen und auch auf Tour zu gehen und das die nächsten 20 Jahre lang mit ihrem Trio.

 http://www.susanasawoff.com/

Petra Sieder-Grabner
Stand: Dezember 2013