"Das Was ist ein Gefühl ..." (*)
"... und das Wie ist Wissen und Technik.“ Für den bildenden Künstler Emil Srkalovic besteht das Wesen der Malerei aus logischen, physikalischen und mathematischen Gesetzmäßigkeiten.
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Er malt, seitdem er denken kann, sein erstes Bild hat er mit 14 oder 15 Jahren verkauft. Seine Eltern - beide akademische Maler - haben ihm diese Möglichkeit eröffnet. Emil Srkalovic ist, wie er es selbst bezeichnet, in die Welt der Kunst hineingeboren und im Atelier aufgewachsen. Als Kind malte er, was ihm gefiel. „Es waren Bilder, welche dazu da waren, die Welt schöner zu machen." Srkalovic wurde 1983 in Bosnien geboren und kam 1992 mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder nach Graz. In seinem Ausbildungsweg deutet interessanterweise nichts auf die Malerei hin: In seinem Lebenslauf liest man von der HTBLA Ortwein für Design und Mode, Lehre als Galerist, Schaufensterdekorateur, Süßwasserspezialist und auch vom Besuch der Meisterklasse an der Ortweinschule für Bildhauerei.
Dennoch ist die Malerei sein Leben und sein theoretisches Wissen darüber logisch, durchgängig und schlüssig: „Ich habe viel bei meinen Eltern gelernt", unterstreicht Srkalovic, obwohl das auch nicht immer einfach gewesen sei. Der künstlerische Zugang seines Vaters, eines Vertreters der „echten alten Schule", sei dominiert vom Wissen. In seiner Arbeit sei er strikt, geradlinig und technisch, und er bezeichne sich selbst als Maler. Für die Mutter - die Künstlerin - sei das Gefühl in der Malerei das Wichtigste. Sie stecke ihr Herzblut in ihre Werke, und ihre Arbeiten seien auch um einiges weicher. Srkalovic sieht sich selbst - auch in künstlerischer Hinsicht - als Kreuzung der beiden.
Seine Kunst bezeichnet er als „Art of Emil", der Begriff betont seine künstlerische Eigenständigkeit. Er agiert nach dem Prinzip der „alten Schule": Jede Stilrichtung beinhaltet bestimmte Attribute, über die sie definiert wird, und denen sie gleichzeitig entsprechen muss. Stilbrüche kommen bei dem jungen Künstler nie in Frage: „Ich lebe nach einem Prinzip der Reinheit - ich trinke an einem Abend auch nur eine Getränkesorte." Seine Bilder - oftmals Großformate - sind ganz unterschiedlich ausgeprägt. Was Srkalovic schon Kritik einbrachte, dass sein Wiedererkennungswert zu gering sei. Er selbst sieht sich als europäischer Pop-Art-Künstler, eine Stilrichtung, die sich inhaltlich von der amerikanischen Pop-Art abhebt: „Die europäische Stilrichtung lebt von der bildnerischen Reduktion, bleibt aber in der Darstellung immer anatomisch richtig. Hinzu kommt die Komposition innerhalb eines Bildes." Die Basis für Srkalovic ist die „Kompositionswaage": „Alles was kantig, schwer, scharf, und dunkel ist am Bild, zieht nach unten. Helle Farben, weiche Formen und ein warmer Charakter ziehen in einem Bild nach oben." Das Spiel mit diesem Gegensatz mache ein Bild. „Würden die beiden Elemente in Konkurrenz zueinanderstehen, wäre das Bild statisch." Für Srkalovic ist diese Formel, die auch in all seinen Bildern spürbar ist, das Komplette in der Malerei. Die Motive seiner Bilder sind sehr unterschiedlich: „Ich bin schnell satt. Ich beschäftige mich maximal eineinhalb Jahre mit einem Thema."
Srkalovic‘ Bilder leben von den Einflüssen seiner Umgebung. Tiere sind eines seiner Hauptthemen, künstlerisch, wie auch im echten Leben: Elefanten, Rehe, Marienkäfer oder Schafe werden auf zum Teil übergroße Acrylbilder gebannt und zeigen das Zwiegespräch von Srkalovic mit der Natur. Zu Hause hält er in Aquarien und Terrarien, Pfeilgiftfrösche, Insekten und Reptilien. Da ein wirtschaftliches Leben mit der Kunst allein nicht möglich ist, hat Srkalovic unter vielen anderen Brotjobs auch in einer Tierhandlung gearbeitet: Der wissbegierige Mensch, der beim Lernen das Prinzip „ordentlich oder gar nicht" verfolgt, hat sich in dieser Zeit ein hochdifferenziertes Wissen über die "ideale Haltung bei Tieren" angeeignet.
Mit der Kunst ist er vielfältig unterwegs. Sein Ausstellungsbogen reicht von Graz, Lieboch, Langenwang, Wien, Bosnien, Ungarn bis hin nach St. Petersburg. Seine nächste Ausstellung im Jahr 2012 wird in Graz in der Galerie Meeting Point sein. Sein nächster Coup ist die Eröffnung einer eigenen Galerie im Mai 2012: die Galerie ARTIS in der Jakoministraße in Graz. Der Name ARTIS war auch schon der Name der Galerie seiner Mutter. Der Name setzt sich aus ART und ihrem Namen Ida Srkalovic zusammen. Srkalovic möchte dort neben den Familienmitgliedern vor allem junge, talentierte, unbekannte KünstlerInnen fördern. In der Jakoministraße befindet sich auch „La Cuntra - Die Kunsthure", ein junges, buntes Lokal, an dem Srkalovic maßgeblich beteiligt ist.
Petra Sieder-Grabner
April 2012
*Update 2023: Zahlreiche Ausstellungen
„La Cuntra" hat ihre Pforten schon geschlossen, aber Emil Srkalovic betreibt nach wie vor das Atelier ARTis in der Jakoministraße, die Galerie wird nicht mehr bespielt.
Gemeinsam mit seinen Eltern gibt der Künstler, der in letzter Zeit auch als Emil Fester aktiv ist, Malkurse in der Südsteiermark. Mittlerweile kann er auf über 70 Einzel- bzw. Gruppenausstellungen zurückblicken, darunter in der Galerie Bachlechner (Graz), in der Galerie Roland Pushitz (Wien) und in der Stadtgalerie Deutschlandsberg.
2018 erhielt Emil Srkalovic ein dreimonatiges Stipendium in Speyer (D) mit abschließender Werkschau im Künstlerhaus Speyer.
Von 2017 bis 2018 war er Präsident des Künstlerbunds Graz.
Er war Gastdozent an der FH BFI Wien, Studienrichtung Grafik und Kommunikationsdesign, und war Projektleiter bei „In Parallel / Initiative Sarajevo - Graz". Die Initiative förderte von 2014 bis 2018 den kulturellen Austausch zwischen Graz und Sarajevo.
Zur Website des Ateliers ARTis
Lydia Bißmann
Dezember 2023