Ohne Hingabe geht gar nichts
Kurt Gaulhofers musikalischer Kosmos erstreckt sich von Instrumentalminiaturen bis zur aktuellen GAK-Hymne

Kurt Gaulhofers Kompositionen erlebt man als emotionale Verdichtungen, in denen Momente eingefangen sind, die unwiderstehlich ins Mark des Zuhörers vordringen. Mit der Musik infiziert war er schon in der Kindheit, die ersten Resultate folgten in der Schule. Instrumentale Musik, Lieder in direkter Nachbarschaft zu Pop und Rock und zwei GAK-Hymnen folgten, doch bis dorthin war es ein langer Weg.
Die ersten so richtigen Lieder schrieb er in der Schulzeit. Eines seiner ersten getexteten und komponierten Lieder in den auslaufenden 1960er-Jahren trägt laut Eigeninterpretation ein Stück pubertäre Melancholie in sich und hörte sich für die damalige Zeit ziemlich gewagt an: „In dieser Zeit der Überreife verfault mein schönster Traum. Aus dem goldbehauchten Wald quillt nasser weißer Schaum." Das ist sinnvoll, wenn man bedenkt, dass das Ende der 1960er-Jahre in Graz jegliches Hippie-Dasein nur in Spuren zuließ.
Aber nicht nur von Rock und Pop inspirierte, sondern auch klassische Musik, eine gelungene Mischung, „Musik zwischen allen Stühlen", so Gaulhofer, sollte den weiteren musikalischen Werdegang des Musikers und Komponisten prägen. Hier ist es gut, ein musikalisches Multitalent zu sein, das Cello, Keyboard, Piano, Blockflöte und Gitarre beherrscht.
Nach dem Jus-Studium brachte er seine erste Langspielplatte heraus, mit der er auch im seinerzeit erlesenen Mikrokosmos der „Ö3 Musicbox" auf Resonanz stieß. „Dreizehn Gebete, ein geflüstertes und ein gesprochenes Lied" sind instrumentale Miniaturen mit Harmonium, Cello, Flöte und Gitarre sowie gelegentlichen Texteinsprengseln. Sie sind Kleinode an musikalischen Eigenwilligkeiten, die „aus dem Nichts kommen und wieder in das Nichts gehen." Für den Musiker eine One-Man-Show, wobei dieser damals oft in der Weise vorging, dass er sich mit einer Grundidee vor das Aufnahmegerät setzte und dort die Gunst der Sekunde nützte, die dann eben den richtigen Einfall gebar.
Ursprünglich durchaus ironisch angehaucht, entstand das Pseudonym „Himbeerorchester" im Sinne von „Kurt spielt mit Kurt", das sich in Folge auch trefflich als Überbegriff für Bühnenprojekte eignete. Es war dies nie ein Orchester im eigentlichen Sinn eines immerwährenden Klangkörpers, da gewisse Live-Projekte eben nur mit ausgesuchten Persönlichkeiten zu realisieren sind. Hier kann Gaulhofer auf äußerst geglückte Momentaufnahmen zurückblicken: Beispielsweise die Zusammenarbeit mit Günter Meinhart, Armin Pokorn, einem Damen-Streichertrio und der angehenden Operndiva Martina Hetzenauer. Bis in die 1990er-Jahre blieb Gaulhofer vor allem der Instrumentalmusik treu. Tonträger wie „Der achtköpfige Tag" oder „Desperat und Himbeersüß" erschienen in dieser Zeit. „Danach wuchs jedoch wieder die Sehnsucht nach dem Lied und dem verstärkten Zusammenspiel mit anderen Musikern." In die letzten Jahre fällt so auch das Zusammenwirken mit dem Grazer Rock-Gitarristen und Sänger Norbert Wally als Duo „Krawauli (Gaulhofers Zweitpseudonym) und Wally". „Wir gehen hier nicht fort ohne Lied" hieß das Konzertprogramm und heißt der Tonträger; hier legt sich eine im Nebel schlummernde Musiklandschaft wie ein Teppich über das Land.
Bleibt noch des Künstlers zweite Leidenschaft zu erwähnen, der er auch gleich zwei Mal seinen musikalischen Tribut zollte: Kurt Gaulhofer ist von Kindheitstagen an GAK-Fan. Er macht bis heute mit „den Roten" alle Höhen und in letzter Zeit auch alle Tiefen mit. Nahm er noch 1997 den Song „Himbeerorchester - GAK, das Lied" auf, eine verspielte, flockige Hymne auf den GAK, die im Derby-Film „Geliebter Feind" von Markus Mörth und Wolfgang Kühnelt seinen würdigen Einsatz fand, heißt sein neuer GAK-Song „Rot und Weiß ein Leben lang". Ein Lied, das den GAK durch die Schräglagen der dritten Liga begleitet und so sehr das Fluidum dieser Situation ausstrahlt, dass es zum einen die aktuelle GAK-Hymne in der UPC-Arena wurde und zum anderen auch Fußballfan und FM4-Moderator Martin Blumenau in den Bann zog, der es in seiner Sendung „Zimmerservice" zur Platte der Woche auswählte. Fußball und Musik haben laut Gaulhofer durchaus eine Parallele: „Ohne Hingabe geht in der Kunst gar nix. Das ist wie im Sport." Man darf also weiterhin gespannt sein, auf Kurt Gaulhofers Schaffen und auf die „Roten".
Martin G. Wanko
Juni 2011