Lass rocken, Kumpel!
Die Grazer Sixties-Garage-Formation „The Incredible Staggers“ befindet sich seit acht Jahren auf einem Kreuzzug für den Rock´n`Roll.
Dass sie sich trotz einiger Ausstiege von Musikern über die Jahre anscheinend ganz gut zusammengerauft haben, davon legt jetzt auch ihr zweites Album, „Zombies of Love", Zeugnis ab. Gut, es ist ihrem Debütalbum „Teenage Trash Insanity", das vor drei Jahren erschienen ist, nicht ganz unähnlich. „Ich bin dem Rock´n´Roll halt durch und durch verfallen", erzählt Sebastian Sailer alias Wild Evel, Frontmann und zentrale Figur der Staggers. Und Rock`n´Roll heißt bei den Incredible Staggers: Garage Rock im Zeichen der Begründer des Genres, den Sonics. Umgesetzt mit der wütenden Attitüde des Punk, auch ihre Lektion in Sachen Beatmusik hat das Sextett gelernt. Würde nicht Iris Moustakidis die Farfisa-Orgel spielen, dann wären sie eine astreine Böse-Buben-Combo.
Bis vor einiger Zeit lautete der Bandnamen noch schlicht auf The Staggers, vor einiger Zeit allerdings sind sie dann „unglaublich" geworden. Zwei Jahre ist es her, da hat sich eine US-amerikanische Band bei ihnen beschwert, dass sie schon viel länger The Staggers heißen würden. Ohne viel Aufsehens entschloss sich die Grazer Formation (nur Sailer wohnt in Wien) einfach ein „Incredible" hinzuzufügen. Das dürfte die länger gedienten amerikanischen Staggers besänftigt haben, seitdem haben sie sich nicht mehr gemeldet. Aber eines ärgert Sailer dennoch:„Die Bezeichnung `terrible´ wäre wahrscheinlich besser gewesen".
Und wie lässt sich der Karriereverlauf der Staggers in den letzten Jahren beschreiben? „Es ist stetig bergauf gegangen. Jetzt haben wir uns auf einem bestimmten Niveau eingependelt. Sollte es weiter bergauf gehen, dann mit dem neuen Album". Gut möglich, denn dass sie von ihrem Elan nichts verloren haben, das zeigt auch das „Incredible Staggers Movie". Eine 75-minütige Doku unter der Regie von Wolfgang Kanduth, dem Schlagzeuger der Band. Da wird einem unterhaltsam vorgeführt, dass die Staggers explosive Konzerte spielen, viel streiten, gerne Alkohol trinken und dass sich Wild Evel in den frühen Morgenstunden ein Branding verpassen hat lassen. Ein Schaf am Bein ist es geworden, eines das aussieht wie eine Wolke mit zwei Beinen und „gebrutzelt hat es ordentlich, wie beim Grillen", erinnert sich Sailer.
Wer übrigens von den unglaublichen Staggers nicht genug bekommen kann, der hat die Möglichkeit, ein Konzert des Sado-Maso Guitar Club zu besuchen. Dort spielen der Gitarrist Matthias Krejan und der Bassist Christoph E. Mandl. Und Frontmann Sailer findet man neuerdings auch im Quintett Wild Evel & The Trashbones, ihre erste 7-Inch-Single „Let´s go right now" ist unlängst erschienen. Auch wenn Sound, Auftreten und Kleidung der Staggers ein authentisches Gefühl der Sechziger verbreiten, ein Mitstreiter hat auf ihrem Kreuzzug seinen Geist ausgehaucht. Es ist ihr alter Tourbus, ein Ford Transit, Baujahr 1969. Vor einigen Jahren haben sie ihn versteigert. Der neue, ein Iveco, will nicht so ganz zum Dasein räudiger Rock´n´Roller passen, wie auch Sailer feststellt: „Wie bei einem Behindertenmobil fahren hinten schön die Klappen raus. Und ausschauen tut er, als ob er zu kurz und zu hoch wäre, fast wie das Papstmobil". Auf eine Seligsprechung dürfen The Incredible Staggers dennoch nicht hoffen.
www.myspace.com/staggers
www.myspace.com/wildevelandthetrashbones
Tiz Schaffer
Stand: Mai 2010