Kulturstrategie 2030 in der Steiermark: Ein Zwischenstand
Im Frühling 2021 wurde die Abteilung 9 Kultur, Europa, Sport - auf Initiative des damaligen Kulturlandesrats Christopher Drexler - mit der Entwicklung der Kulturstrategie 2030 beauftragt. Nun, im Sommer 2025, sind wir an einem markanten Zwischenstand angekommen. Ein guter Moment, um zurückzublicken: auf Reflexionstreffen mit Kunst- und Kulturschaffenden, auf die praxisnahen Monday Sessions zu EU-Förderungen, auf die Fête de la Musique, die kulturelle Vielfalt zum Klingen bringt, und auf die Workshopreihe an der Ortweinschule, die junge Menschen auf ihrem Weg ins Kulturbusiness unterstützt. Die Kulturstrategie hat einen Prozess gestartet, der ein Ziel verfolgt: Kultur gemeinsam zu gestalten, zu vernetzen und zukunftsfähig weiterzudenken.
Die Umsetzung der Kulturstrategie 2030 für die Steiermark ist weit mehr als ein Maßnahmenpaket. Sie ist eine Haltung, setzt gezielt Akzente, schafft neue Räume, formuliert Ansprüche und lädt zum Mitgestalten ein. Ihr Ziel ist es, Menschen durch konkrete Handlungen zu erreichen. In der Stadt wie auch im ländlichen Raum. Es geht um nachhaltige Strukturen, gerechte Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung für Kunst- und Kulturschaffende und um Netzwerke, die das Gemeinsame verknüpfen und stärken. Die Kulturstrategie eröffnet langfristige Perspektiven: Durch eine Novellierung des Steiermärkischen Kultur- und Kunstförderungsgesetzes wird die Vergabe von Förderungsmitteln zeitgemäß, zukunftsorientiert und nachhaltig.
Reflexionstreffen: Die gemeinsame Entwicklung
Seit Oktober 2022 fanden in regelmäßigen Abständen Reflexionstreffen statt, die auf den gesammelten Inhalten der großen Regionalkonferenzen basierten. Dabei wurden die fünf zentralen Themen diskutiert und weiterentwickelt, die für die Umsetzungsphase der Kulturstrategie von entscheidender Bedeutung sind, und auf denen schlussendlich die zehn Kapitel des Maßnahmenkatalogs aufbauen.
Ein besonderer Höhepunkt war das letzte Reflexionstreffen zur Kulturstrategie 2030 im April 2025 mit den 40 Fokusgruppenmitgliedern im Heimatsaal des Volkskundemuseums Graz. Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl betonte die Bedeutung dieses kontinuierlichen Dialogprozesses. Dabei wurde zudem deutlich, wie wichtig es ist, Kulturpolitik als gemeinsamen Gestaltungsraum zu verstehen. Ein Zusammenspiel von Verwaltung, Politik sowie Kunst- und Kulturschaffenden, das auf Offenheit, Verantwortung und Zusammenarbeit basiert. Die Veranstaltung bot Raum für konstruktive Kritik als auch für vernetzenden Austausch und wird im Jahr 2026 fortgeführt.
Monday Sessions: EU-Förderungen und internationale Vernetzung
Im Rahmen des Prozesses der Kulturstrategie wurde oftmals eine engere Kooperation und Austausch mit den großen Kulturbeteiligungen des Landes Steiermark gefordert. Ein Resultat daraus ist das Konzept der „Monday Session": Die Kooperation mit dem Universalmuseum Joanneum stellt ein praxisnahes Veranstaltungsformat zur gezielten Information über EU-Förderungsprogramme im Kunst- und Kulturbereich dar. Ziel ist es, Kunst- und Kulturschaffenden konkrete Orientierung und Unterstützung bei der Entwicklung und Einreichung von EU-Projekten zu bieten. Gleichzeitig sind die „Monday Sessions" eng an die EU-Beratungsstelle, im Kulturressort des Landes Steiermark angeknüpft.
Expertinnen und Experten aus der künstlerischen und kulturellen Praxis werden zu den Sessions eingeladen und teilen ihre Erfahrungen zur Antragstellung, Projektabwicklung und zu den Besonderheiten europäischer Förderungen. Im Zentrum stehen dabei Programme wie Creative Europe, CERV und Erasmus+, die für internationale Zusammenarbeit, Vernetzung und Weiterbildung wichtig sind. Bis jetzt fanden drei „Monday Sessions" statt.
1st Monday Session (02.12.2024): CERV: Projekte entwickeln und einreichen: Erwartungen und Realität
2nd Monday Session (28.02.2025): Creative Europe: Projekte entwickeln und einreichen
3rd Monday Session (19.05.2025): Erasmus+: Kooperationspartnerschaften. Erwartungen und Realität
Die 4th Monday Session wird mit dem Fokus auf das EU-Förderungsprogramm Horizon Europe: Cluster 2 "Kultur, Kreativität und inklusive Gesellschaft" am 20. Oktober 2025 im Grazer Volkskundemuseum stattfinden.
Fête de la Musique 2025: Musik und Kultur blühen auf
Auch 2025 verwandelte sich die Steiermark rund um den 21. Juni in eine vielfältige Klanglandschaft: Die Fête de la Musique stand erneut ganz im Zeichen kultureller Offenheit, regionaler Vielfalt und breiter Beteiligung. Nach erfolgreichen Kooperationen im Vorjahr mit der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 und der OÖ KulturEXPO Anton Bruckner wurde 2025 Flora - Der Steirische Blumenschmuckbewerb Partner der Initiative. Unter dem Motto „Wenn sich Musik mit Blumen vereint, werden deine Ohren Augen machen" wurde die Steiermark zum klingenden und blühenden Erlebnis.
Schulklassen, Musikvereine oder Einzelkünstlerinnen und -künstler, Amateure sowie Profis gestalteten gemeinsam ein vielstimmiges Fest in Parks, Schulhöfen, Wirtshausgärten oder in den Bergen. Eine interaktive Karte dokumentierte alle Spielorte und sorgte so für Sichtbarkeit der Vernetzung.
Einige Highlights aus der ganzen Steiermark:
- Trachtenmusikkapelle Judendorf-Straßengel spielte auf 1.725 Metern Seehöhe beim Admonter Haus.
- Die Musikschule Weiz lud zu abendlichen Konzerten im Europasaal und im Kunsthaus Weiz.
- Das Youth Orchestra Alpe Adria konzertierte unter der Leitung von Oksana Lyniv im Congress Graz.
- In Bruck an der Mur fanden an vier Abenden hintereinander Konzerte der Musikschule Bruck statt: Am Programm standen Auszüge aus Opern und Operetten.
- Irina Karamarković & Inge Brenner gestalteten ein musikalisch-interkulturelles Programm im Buddhistischen Zentrum Bad Gams.
- Stimmungsvolle Auftritte in Orten wie Pusterwald, Gratwein-Strassengel oder Neumarkt trugen zur Fête bei.
Workshopreihe mit Schülerinnen und Schülern der Ortweinschule: Junge Talente auf dem Weg ins Kulturbusiness
Im Rahmen der Kulturstrategie 2030 und in Kooperation mit der IG Kultur Steiermark fand von Jänner bis April 2025 eine vierteilige praxisnahe Workshopreihe für Schülerinnen und Schüler der Grazer Ortweinschule statt.
Inhalte der Workshops waren praktische Kompetenzen, Einblicke in Förderungsmöglichkeiten, Projektmanagement und Karrierewege, begleitet von Kulturschaffenden sowie Künstlerinnen und Künstler aus der Region, darunter auch Absolventinnen und Absolventen der Ortweinschule. Veranstaltungsorte waren Räumlichkeiten verschiedener Kulturinitiativen in Graz wie <rotor> Zentrum für zeitgenössische Kunst, kollektiv:raum, das Forum Stadtpark und Schaumbad - Freies Atelierhaus Graz.
Diese Workshopreihe ist Teil einer zukunftsweisenden kulturpolitischen Bildungsarbeit und soll junge Talente auf ihrem Weg in die steirische Kulturszene stärken. Die positive Resonanz verdeutlicht den Bedarf nach einer Fortsetzung der Reihe sowie einer Ausweitung des Angebots auf weitere kunstaffine Schulen sowie auf ein kulturinteressiertes junges Publikum.
Ausblick
Unser Weg geht weiter: Mit den Monday Sessions und Reflexionstreffen sowie einer stärkeren Sichtbarkeit auf nationaler wie europäischer Ebene. Ein starkes Zeichen der Vernetzung ist die bevorstehende Konferenz aller Kulturstrategien Österreichs im November 2025. Ergänzend dazu setzen wir auf die direkte Zusammenarbeit mit den steirischen Gemeinden. Unter dem Motto „Impulse für regionale Kulturpolitik" finden Informationsveranstaltungen statt, die den Austausch und die Mitwirkung fördern. Auch die Verleihung der Landeskunst- und -kulturpreise oder Artist-Residencies werden künftig bewusst in den steirischen Regionen durchgeführt. Die Verleihung der Landeskunst- und -kulturpreise findet heuer am 11. Oktober 2025 im Kunsthaus Köflach statt. Parallel dazu wird an der Novellierung des Kultur- und Kunstförderungsgesetzes gearbeitet, um die Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur in der Steiermark weiterzuentwickeln.
Die Kulturstrategie 2030 bleibt dabei eine Einladung, Kultur gemeinsam weiterzudenken, und zwar offen, gerecht, regional verankert und europäisch vernetzt. Sie schafft Räume für kulturelle Teilhabe und stärkt jene, die sie aktiv gestalten. Der Prozess hat erst begonnen, doch schon jetzt zeigt sich: Veränderung ist möglich, wenn viele gemeinsam daran arbeiten.
Fazit
Mit dem Beschluss des Maßnahmenkatalogs zur Kulturstrategie 2030 im August 2024 von der Steiermärkischen Landesregierung sowie in weiterer Folge vom Landtag Steiermark startete die Umsetzungsphase: Zahlreiche Maßnahmen wurden initiiert, neue Formate entwickelt, Netzwerke geknüpft und Wissen in die steirischen Regionen getragen. Zentrale Anliegen in den Bereichen „Teilen statt Konkurrenz", „Kunst und Kultur - Bildung" sowie „Drittmittel in die Regionen bringen" ( siehe Maßnahmenkatalog) nehmen in der Praxis Gestalt an.
Die Kulturstrategie 2030 bleibt ein lebendiger, lernender Prozess. Sie lebt von Beteiligung und Zusammenarbeit, zwischen Kunst- und Kulturschaffenden, Initiativen, Verwaltung und Politik. Mit Formaten wie den Monday Sessions, den Reflexionstreffen, der Fête de la Musique, der Workshopreihe an der Ortweinschule oder auch beispielsweise dem Symposium des Österreichischen Forums für Vor- und Nachlässe wurde ein starkes Fundament gelegt, das Kreativität, Vernetzung und nachhaltige Kulturarbeit fördert.