Große Gefühle in Lo-Fi
Über die Sehnsuchtsmusik des Jürgen Plank
Überhaupt Kooperationen mit anderen Künstlern. Solche gibt es im Schaffen von Jürgen Plank einige, etwa mit Klaus Tschabitzer, besser bekannt als Der Schwimmer, oder dem Autor Günter Freitag, dessen Gedicht „Faro triste" die Lassos Mariachis gemeinsam mit der Gastsängerin Birgit Paul für den Sampler „kve:r" (pumpkin records 2003) vertont haben. Sie sind Zeugnis für die Umtriebigkeit von Jürgen Plank, der zuletzt auch als Produzent für einige der Lindo-Label-Artists in Erscheinung getreten ist.
Dass das Dasein immer dann am schlimmsten ist, wenn es während des Lebens zum Stillstand kommt, ist eines der zentralen Themen der Plank'schen Texte. Daher arbeiten sich seine Songs vielfach am Topos Sehnsucht ab. Knietief im Schlamassel zwischen Haben, Sein und Werden watend, zelebriert das lyrische Ich Fernweh und die Suche nach Beständigkeit, der gleichzeitig die Getriebenheit in die Quere kommt. Glück ist, wonach wir alle suchen, aber nichts ist so eigenartig wie ungebrochene Fröhlichkeit. So, mindestens aber so ähnlich lässt sich das Gefühl beschrieben, das die Songs von Jürgen Plank evozieren. Bei den Lassos sind es die mexikanisch tönenden Mariachi-Klänge, die Weite und Ferne suggerieren. Im balladesken Fach angesiedelt, stimmen Blanco und Corona Songs voller Wehmut an. Selbst die fröhlicheren Songs tanzen verdächtig nahe am Trauerrand der unerfüllten Lebensfreude. In der Selbstdefinition klingt das so: „Mit ihren grenzgängerischen Balladen - abseits von Gut und Böse - erweitern die Lassos Mariachis das Schlagergenre um tausend Dimensionen." Wer das Duo schon einmal live erlebt hat, weiß aber auch um das Komödianten-, ja fast schon Gauklerhafte, das den Lassos anhängt, denn Ernsthaftigkeit ist eine der letzten Kategorien, welche die Mariachis kategorisch pflegen. Der Hang zum Kalauer liegt den beiden im Bedarfsfall näher als die Bedachtnahme auf die Regeln der „hohen" Kunst.
Mit dem Soloprojekt The Wichita beschreitet Plank textlich ähnliche, musikalisch aber andere Wege. The Wichita macht Musik im Sinne des klassischen Singer-/Songwritertums der amerikanischen Schule, die oberflächlich betrachtet nicht versucht, krampfhaft komplex zu werden, und dennoch im Gesamten genug Raffinesse hat, mehrschichtig zu wirken. Was als Liebeslied anhebt, wird schnell einmal zum Abschiedslied ganz nach dem Funktionsprinzip des Plank'schen Kippmechanismus: Was eben noch zusammengehört hat, wird umgehend getrennt: „She called me husband, I said wife, I prefer a Hobo-life, I had to say goodbye" („Lourelei" vom Album „Songlines"). Der vielfach eher durch Understatement gekennzeichnete und weniger pathetische Vortragsstil des Sängers Plank unterstützt die Mehrdeutigkeit der Songs zusätzlich, Plank gibt so gerne auch den sympathischen Underdog, wenn nicht gar Verlierer von eigenen Gnaden. In diesem Sinne wollen wir noch einmal Michael Stipe zitieren: „Singer sing me a given, singer sing me a song."
Weitere Infos unter:
www.lindo.at
www.lassos.at
www.ewho.at
Hannes Luxbacher
Stand: März 2010