Besessen davon, kreative Ideen umzusetzen
Helmi Mubaraks Bilder vermitteln Augenblicke, erzählen von Begegnungen zwischen Fiktion und Realität.
Seine Bilder vermitteln Augenblicke, erzählen von Begegnungen zwischen Fiktion und Realität. Helmi Mubaraks Porträtserien sind dabei weit mehr als eine Hommage an die Pop-Art, vielmehr steht seine Kunst für eine spannende Weiterentwicklung der vorherrschenden Kunstform des Amerikas der 60er Jahre. Die Kulturzeitung 80 sprach mit ihm über den Stellenwert genialer Ideen, Bestätigungen und die Schwierigkeit über Qualität objektiv zu urteilen.
Deine Bilder gleichen Momentaufnahmen. Wie viel an ihnen ist fiktiv, wie viel real?
Helmi Mubarak: Für mich sind es fließende Übergänge, und gerade die machen das Kunstwerk auch interessant, bringen Spannung ein und fordern den Betrachter auf selbst seine, wenn man so will, Anteile, Erfahrungen und Emotionen einzubinden und daraus ein Urteil zu schaffen.
Wie lange hat es gebraucht, bis du deinen Stil gefunden hast? Ist Pop-Art nicht schon ausgereizt?
Meine Bilder sind aus dem Abstrakten entstanden. Schrittweise haben sie sich in Richtung Portraits entwickelt. Sie entwickeln sich kontinuierlich weiter. Das ist auch das Schöne am künstlerischen Schaffen: Seinen eigenen Stil immer weiterzuentwickeln, neue Ideen und neue Motive einzubauen. Für mich ist das Wesentliche an der Kunst, den eigenen Stil und die eigene Arbeit immer weiter zu forcieren, aber seiner Linie treu bleiben. (...) Und ich denke die Pop Art ist an sich überhaupt nicht ausgereizt. (...) Weltbild, Weltansichten und vieles ändern sich mit den Generationen, und natürlich ändert sich dadurch auch die Kunst, und die Motivation Kunst zu schaffen, oder auch Kunst zu leben.
Wie weit lässt sich Pop-Art noch weiterentwickeln?
Es kommen immer wieder neue Einflüsse hinzu, zum Beispiel aus dem Bereich Punk Art oder Street Art ... Ende der 90er Jahre hätte sich niemand vorstellen können, dass Street Art dermaßen populär wird, und ein Banksy einer der gefragtesten Künstler sein wird ... Inwieweit sich die digitale Kunst durchsetzen wird, ist schwer zu sagen. Sie steckt auf jeden Fall in den Kinderschuhen, hat aber durchaus Potential.
Welche Aufgabe siehst du für die Kunst an sich? Trägt ein Künstler gesellschaftspolitische Verantwortung?
Die Kunst, in welcher Form auch immer, hat viele Aufgaben. Eine wichtige Funktion ist es, gesellschaftspolitische Diskussionen hervorzurufen. Das ist auch ein immenser Bestandteil der evolutionären Entwicklung der Gesellschaft.
Gibt es für dich einen Unterschied zwischen professioneller und amateurhafter Kunst?
Es macht bestimmt einen Unterschied in Bezug auf die eigene Vermarktung als Künstler, die Art und Weise wie man seine Arbeit präsentiert. Ein richtiger Künstler ist besessen davon, Kunst zu schaffen und seine kreativen Ideen umzusetzen.
Ist es eine wichtige Bestätigung, dass man von seiner Kunst leben kann?
Davon leben zu können, ist zumindest für mich keine wirkliche Bestätigung. Die wichtigste Bestätigung ist, dass meine Kunden mit ihren Bildern eine Freude haben, und dass Sie von meinen Arbeiten überzeugt sind. Ich treffe hin und wieder Kunden auf der Straße, die mich darauf ansprechen, wie happy sie mit ihrem Bild sind. Das ist für mich die beste Bestätigung.
„In der Malerei ist alles schon erfunden!" - Ein Ausspruch, den du unterschreiben kannst?
Den Spruch wird es immer geben, genauso wie immer wieder neue Ideen. Aber wenn Jemand glaubt, alles schon gesehen, gelesen oder gehört zu haben, dann wird‘s Dem vermutlich ein bisschen fad werden.
Idee oder handwerkliche Ausführung - was macht Kunst aus?
Die Ideen stehen sicher im Vordergrund, vor allem wenn sie zu einem unverwechselbaren Kunstwerk führen, und neue Wege bereiten. Eigentlich ist das, das Allerwichtigste. Es ist gerade die eine Idee von tausenden, die den Unterschied macht! Ein perfekter Strich ist nicht zwingend notwendig. Es gibt viele perfekte Zeichner, aus denen keine großen Künstler wurden. Das ganze gibt's natürlich auch umgekehrt (schmunzelt) (...).
Austausch mit anderen Künstlern - notwendig?
Notwendig nicht unbedingt. Mir persönlich macht es Freude, andere Künstler persönlich kennenzulernen. Es macht einfach Spaß, Gleichgesinnte zu treffen.
Hast du Vorbilder oder Künstler, die dich stark beeinflussen?
Ich versuche mich so wenig wie möglich beeinflussen zu lassen. Sicher gibt es Künstler, die man genauer beobachtet, daran kommt man ja nicht vorbei, wenn man sich mit Kunst beschäftigt. (...) Interessant für mich ist es heute mit Künstlern zusammenzuarbeiten, deren Bilder mich vor Jahren beeindruckt haben.
Kann man Kunst objektiv beurteilen? Kann man Qualität feststellen?
Im Grunde beurteilt jeder immer für sich selbst. Die eigenen Vorlieben lassen gar keine andere Möglichkeit zu. Wer kann schon vorschreiben, was gut und was schlecht ist? Niemand.
Gehören junge Künstler gefördert?
Sicher, Kunst ist, was wir brauchen.