Klang und Raum in Symbiose (*)
Clara Oppel untersucht und kreiert Räume mit unterschiedlichsten Klang-Techniken
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In ihrer Arbeit „Mindspace" nahmen hunderte kleine Lautsprecher wie ein wuchernder Organismus die Räume der Akademie der Künste in Berlin in Beschlag. Für die Installation „Talking Landscapes" ließ Clara Oppel ähnliche kleine Lautsprecher auf der Wasseroberfläche des Teichs bei ORF-Funkhaus in Graz treiben. Für „Schlafstimmen" verwendete sie ein Teeservice auf einer scheinbar schwebenden Tafel als Resonanzraum, bei „Phones" hingen dutzende Telefonhörer von der Decke. Diesen Arbeiten ist unter anderem gemein, dass sie von einem souveränen Umgang mit Bildern, mit der Inszenierung von Räumen zeugen. Die Fähigkeit, ihren technischen Installationen eine unmittelbare, poetische Bildqualität zu verleihen, hat Oppel wohl in ihrer Ausbildungszeit reifen lassen können. Die aus dem fränkischen Haßfurth stammende Klangkünstlerin hat Bildhauerei studiert, unter anderem bei so unterschiedlich arbeitenden Größen wie Bruno Gironcoli und Diet Sayler. Oppel über ihr Studium: „Mich hat von Beginn an der Raum interessiert, mit dem sich die Bildhauerei beschäftigt."
Diese Thematik der Bildhauerei begann Oppel konsequent in ein anderes Medium zu übertragen. Die Überlegung, wie man Räume unterschiedlichster Art durch Klang erzeugt, ist einer ihrer zentralen künstlerischen Fragen, die sich mithilfe unterschiedlichster Techniken immer neu stellt. „Ich suche nach den verschiedensten Arten von Räumen. Innere und äußere, Erfahrungsräume, emotionale Räume, Erinnerungsbilder. Klang und Raum bilden in meiner Arbeit eine Symbiose." Die alte Kategorisierung in Raumkunst (Bildhauerei) und Zeitkunst (Klang) ist in Oppels Werk suspendiert. Die geschaffenen Räume sollen dabei, so Oppel, immer in „Kommunikation mit dem Rezipienten treten." Das „Innen und das Außen von Räumen", zwischen denen Verbindungen gestiftet werden, „Erinnertes" und „Fragmentiertes" geistern häufig durch die knappen Selbstbeschreibungen ihrer Arbeiten, die vom Klangobjekt bis zur aufwändigen Installation reichen, aber auch Videoinstallationen und Hörspiele umfassen.
Im Umstand, dass Oppel weder „bildende Künstlerin" noch „Komponistin" im traditionellen Sinne ist, sieht sie weder als praktische oder theoretische Belastung für ihre Arbeit. „Es kommt auf die Intensität der Auseinandersetzung an", meint die Wahl-Grazerin, die schon früh wusste, dass sich künstlerisch betätigen wollte. Die seit 2005 in Graz lebende Oppel empfindet die Stadt und ihre Kunstszene als „eine Perle". „Vor allem im Bereich Medienkunst und Klangkunst ist Graz ein Vernetzungsknoten. Innerhalb kürzester Zeit habe ich Künstlerkolleginnen und -kollegen kennengelernt, mit denen ich im permanenten Austausch bin." Wobei der Ort des künstlerischen Schaffens nicht das Wesentliche sei: „Ganz egal wo man ist, auf die Offenheit, Vernetzung und Beweglichkeit kommt es an."
In Graz realisierte Clara Oppel nicht nur erwähnte „Talking Landscapes" für das „musikprotokoll" 2009, eine Variante von „Mindspace" war auch in der ESC, dem derzeit wichtigsten Zentrum für Medienkunst in der Steiermark, zu sehen. Hier untersuchte sie die Relation zwischen der Welt eines realen und eines imaginierten akustischen Bildes, in der Klang und Raumbild wiederum eine Symbiose eingingen. Ihre aktuellste Arbeit ist eine Installation, die sie mit der Künstlerin Gerda Enk im Würzburger „Spitäle" realisiert. „Simurgh" ist eine „Parabel für Unterwegssein, für suchende Wanderschaft".
Homepage: www.oppel.at
Martin Gasser
Jänner 2011
*Update 2023: Klang, Raum, Installation und Skulptur
In Clara Oppels Werken geht es um die Wechselwirkungen zwischen akustischer und visueller Wahrnehmung. Beide bestimmen für sie den Raum. Folglich positionieren sich ihre Arbeiten an den Schnittstellen von Klang, Raum, Installation und Skulptur. Oppel setzt Klänge in Symbiose mit Bild und Raum und schafft daraus begehbare Raumskulpturen. Sie sagt, es sei wie ein „Hineinzoomen" mit dem Mikrofon, um einen Mikro-Organismus hörbar zu machen.
Unter dem Titel „Refractions" hat Clara Oppel im Herbst 2023 im Rahmen der Klangkunst-Ausstellung im Palais Bellevue in Kassel den Auftakt des Programms der Stiftung Brückner-Kühner gestaltet. Ihre raumgreifende Audioinstallation verstand sich als ein verwobenes, schwingendes und begehbares Gebilde, das aus jeder Hörrichtung anders klingt.
Davor war sie im Sommer 2023 im Kongreßbad Wien mit der Installation „Holding Breath" sehen. „Schwerwiegende soziale und radikale geopolitische Brüche, Unwetter und der Klimawandel stellen unsere nahe und ferne Zukunft vor Herausforderungen. Sie lassen uns im Jahr 2023 den Atem anhalten", hieß es im Begleittext.
Ebenfalls im Sommer 2023 kreierte Clara Oppel in ihrem Beitrag zu „Bildraum Bodensee" mit mehr als 5000 Lautsprechern eine achtkanalige Klangskulptur, die das Ausstellungszentrum in Bregenz umhüllte.
Ausstellungen seit 2011 (Auswahl)
2023
- sonic: in-between, Bildraum Bodensee, Bregenz
- holding breath, czirp czirp - experimental and sonic arts, Wien
2022
- silent sound, Kunstraum Nestroyhof, Wien
- akustische Interventionen, mit Lisa Hopf, Dualismus des Meeres, KiG, Graz
- Sympoietic Symphony, Klangmanifeste Lindabrunn/Wien
2021
- Intraregionale, Klangkunstfestival Region Hannover
- Walk the line - walk the sound, Kultur in Graz
- ABRISS - A. Barsuglia und die Sammlung der Stadt Graz
- the sound within, Künstlerhaus S11, Solothurn
2020
- In der Schwebe, Galerie rotor, steirischer Herbst Graz
- PARQUE DEL iSOLation, Soundpicknick IMA/LAMES, St.Pölten
- Jaja neinnein vielleicht, RischArt Projekt, Gasteig München
2019
- POESIS, Sprachkunst, Galerie Kunsttempel, Kassel
- ZwischenTonArt, Akademie Schwerte
2018
- Schönheit und Anspruch, Stift Admont
- Astramel, achtmal alte Brüderkirche, Konzertinstallation/Performance mit Olaf Pyras, Kassel
2017
- sounding objects, MAERZ Galerie Linz
- change, periscope, Salzburg
- Maschinen Objekte Obsessionen, Kulturpalast Anwanden, Nürnberg
2016
- Häutungen, Schlossmediale Werdenberg, Schweiz
2015
- High Performance, Kunsthalle Arlberg1800
- breathing space, Kunstverein Marburg
- KlangLand 15, HeimatKlang, Galerie Kunsttempel, Kassel
- Shifting Constellations, Kultum bei den Minoriten, Graz
2014
- Connecting Sound etc., freiraum quartier21 INTERNATIONAL, MQ Wien
- Nachhall, Klangland 14, Galerie Kunsttempel, Kassel
- Walk the line - walk the sound, Kunst im öffentlichen Raum, Kultur in Graz
2013
- Die fernen Hügel sind grün, Akademie Graz
- Sfumato, Kultur in Graz
- darüber hinaus, Kunst im öffentlichen Raum, KunstGarten, Graz
- reset the space, Kultur in Graz
ARTfaces-Redaktion
Dezember 2023