"Haarriss" von Maria Ledam
Die Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsraum gab der Ortwein-Stipendiatin Maria Ledam (ehem. Wiedner) den ausschlaggebenden Impuls zu ihrer Präsentation „HAARRISS". Ein Riss im Boden inspirierte die 34-jährige Keramikkünstlerin, ihre Vergangenheit in ihre Gegenwart einfließen zu lassen: Ledam ist gelernte Friseurin, die sich jahrelang mit Haaren in verschiedensten Zuständen beschäftigte, und die in ihrer aktuellen Arbeit auf ihr Fachwissen zurückgreift: Sie knüpft bereits getragene Haare in der Technik des Tressierens zu einem langen Band aneinander. Beim Tressieren, ein Fachbegriff aus der Perückenmacherei, werden diese Bänder dann zu Haarteilen vernäht.
Ledam fertigt ein körperlanges Band, an dem dann 30 Zentimeter lange Haare geknüpft werden. Dieses Haarteil wird nochmals bearbeitet, in dem die Künstlerin ihr Seitenprofil in die Haare hineinschneidet. Befindet sich dieser Haarvorhang in Ruhe, kann man das Profil der Künstlerin darin erkennen, durch Luftzug werden die Haare und das Profil durcheinander gebracht.
Zurück zum Riss im Boden: Diesen kittet Ledam mit rotem Wachs. Sie will diese Art von "HAARRISS" unsichtbar sichtbar machen - „Die Farbe Rot steht für mich für Verletzung, für einen Riss, der auch die Seele betreffen kann", sagt die Künstlerin.
Im zweiten Teil der Ausstellung zeigt Ledam einen Teil ihrer Porzellanfiguren und ihrer Zeichnungen, die sie für ihre Abschlussarbeit an der Meisterschule für Kunst und Gestaltung/ Ortweinschule 2015 angefertigt hat.
Das Balletttanzen, eine für Ledam persönlich gefärbte zwiespältige Erinnerung an eine Zeit, die sich zwischen den Polen Schönheit und Schmerz bewegte, ist der Gedanke hinter den fragilen, unregelmäßigen und doch formvollendeten Porzellanfiguren. Ledam hat das rohe Porzellan zu Kügelchen geformt in die Spitzen ihrer Ballettschuhe gegeben und damit getanzt, bis ihre Füße das Porzellan geformt haben. Jede Figur ist dadurch individuell zustande gekommen. Auf den dazu gemalten Bildern, die das Thema Schönheit-Schmerz unterstreichen, setzt Ledam die für sie schmerzvolle Farbe Rot ein,
Den Kreis zum „HAARRISS" schließt Ledam über die Feststellung, dass ein Haarriss im Porzellan aufgrund von Spannungen im Material auftritt und nicht wieder gut zu machen ist. Damit projiziert sie dieses Thema auch in die Gesellschaft, in der tagesaktuell, regional und global Spannungen und Risse bewusst oder unbewusst zu finden sind.
Maria Ledam,
geboren 1982 in Graz
2013 bis 2015 Meisterschule für Kunst und Gestaltung - Keramische Formgebung
1997 bis 2000 Berufsschule Graz für Stylisten
Ledam gestaltete 2014 die Trophäe des Grazer Kabarettpreises „Kleinkusntvogel"
Sie nahm unter anderem an der Ausstellung „teilen" in Kooperation mit der Caritas-Zeitung „megaphon" im Schloss St. Martin teil.
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